Rekordpreis für den ersten Briefmarkenkatalog der Welt?

 

(wm-AIJP/pcp) Bibliophile Literatur, also Objekte aus dem 19. Jahrhundert und den ersten Jahrzehnten der Philatelie, wird nur selten einmal angeboten. Zumal nicht in der brillanten Erhaltung, in der das Züricher Auktionshaus Corinphila in seiner 284. Auktion am späteren Nachmittag des 1. Juni 2022 gleich 156 Lose zum Ausruf brachte. Viele davon stammen aus der Bibliothek eines wahren Liebhabers, der all seine Monografien, Kataloge, Zeitschriften etc. in wertvolle Halbleder-Bände mit goldener Titel- und Buchrückenprägung einbinden ließ. Einer der Schwerpunkte waren zahlreiche Monografien, Kataloge etc. von Jean-Baptiste Moens (ab 1862–ca. 1900). Nicht alles ging, aber vieles zum teils mehrfachen Ansatz des Ausrufpreises. Besonders dann, wenn es „Sonderausgaben“ waren. So erreichte „Les Timbres de Belgique …“ von Moens, hier aber die extrem seltene Ausgabe auf sog. Velin-Papier (1880), bei einem Ausruf von 400 CHF immerhin satte 2.400 CHF Zuschlag. Es sollen nur maximal 10 von dieser Ausführung bekannt sein. Moens „Spanien“ (1891) kletterte von 750 auf 1.700 CHF.

Spitzenreiter wurde Alfred Potiquets „Catalogue es timbres-poste …“ von 1862, die 2. Auflage des ersten Briefmarkenkataloges der Welt. Der maßvolle Ansatz für diesen kleinen nur 48 Seiten Katalog, noch ohne Abbildungen, ließ Luft nach oben offen. Aber, dass er auf 5.000 CHF gesteigert wurde, war nicht zu erwarten gewesen, denn damit übertraf er alle bisher bekannten Ergebnisse bei weitem. Ein Gray-Katalog von 1862 schlug sich ebenfalls beachtlich (1.400 CHF Zuschlag bei 200 CHF Ausruf). Gleiches galt für Berger-Levraults Katalog von 1864, der es von 200 CHF auf 1.100 CHF brachte. Die Gründe für dieses Feuerwerk der Preise sind sicherlich nicht nur in der Seltenheit dieser Angebote zu suchen, sondern in deren vorzüglicher Qualität, die man kaum einmal antrifft.

Alte Alben gingen ebenfalls zum Mehrfachen ihres Ausrufes, selbst ein guter „Run“ der ersten 26 Jahre von Moens Zeitschrift „Le Timbre-Poste“ kletterte von 400 auf 1.800 CHF. Die Versteigerung machte mehreres deutlich: Dass Literaturseltenheiten nach wie vor weltweit gefragt sind und dass die Internetbieter sich darum heiße Gefechte liefern. Eine vollständige Dokumentation aller Ergebnisse wird in der digitalen kostenlosen Zeitschrift PHILA HISTORICA Nr. 3/2022-September 2022 veröffentlicht (siehe: www.philahistorica.de)