Er wird unvergessen bleiben: Peter Fischer † 4. Juni 2022

(wm-pcp) Nur knapp zwei Monate nach seinem 85. Geburtstag verließ der am 6. April 1937 geborene Berliner diese Welt, erlöst von einem Leiden, das ihn in der letzten Zeit der Welt entfremdet hatte. Fischer hat Zeit seines Lebens Geschichte ge- und beschrieben. Der studierte Journalist war bereits seit 1956 freiberuflich tätig. Sammler ab 1947, wurde er internationaler Juror und Experte für philatelistische Literatur. Zuletzt war er sogar Jurypräsident der Literatur-Spezialausstellungen LIPSIA 07 in Leipzig und der IPHLA 2012 in Mainz, nachdem er bereits 1989 als stellv. Jurypräsident der NAPOSTA/IPHLA 89 in Frankfurt am Main beteiligt war.

Unauslöschbare Spuren hat er ab 1970 als Vorsitzender des Philatelistenverbandes im Kulturbund der DDR hinterlassen, den er geschickt selbst in Zeiten des Kalten Krieges durch unruhiges Fahrwasser steuerte, er war Verantwortlicher für zahlreiche nationale wie internationale Ausstellungen in der früheren DDR und öffnete seinen Verband in kleinen Schritten – zusammen mit seinem Freund und dem damaligen FIP-Präsidenten Ladislav Dvoracek aus Prag –, dies ohne an Profil zu verlieren. Beide entwickelten das neue Ausstellungsreglement der FIP mit, er Jahrzehnte später (2007 + 2012) auch das neue Literaturreglement des BDPh. Mit der Wende kam die Auflösung des Verbandes, die er noch begleitete, bevor er sich danach ins private Berufsleben zurückzog. Funktionär wollte er niemals mehr wieder sein, Helfer und Berater durchaus. Genau diese Fähigkeit wurde im Kreis des Consilium Philatelicum, dem er seit 1992 angehörte, wertgeschätzt.

Peter Fischer stellte sich immer in den Dienst der guten Sache. Ohne ideologische Vorbelastung oder Einseitigkeit. Dafür aber mit einem unerschöpflichen Wissen, das er in einer beispiellosen literarischen Tätigkeit, aber auch als Referent bei ungezählten Symposien anderen zukommen ließ. Er war über Jahre und Jahrzehnte fester Mitarbeiter des „sammler express“ sowie später der DBZ/se, der SBZ und anderer Blätter (für die Tageszeitung „Der Morgen“ verfasste er 30 Jahre eine wöchentlich erscheinende „Briefmarkenecke!“), er verfasste zahlreiche Bücher und war Mitherausgeber des DDR-Universalkataloges (1986), Verfasser des dreibändigen Werkes „150 Jahre Deutsche Briefmarken“ (1999) und der ersten drei Schriften des Consilium Philatelicum zu Nationalen und Internationalen Ausstellungen in Deutschland (1997–1999). Unvergessen bleiben wird sein zweibändiges 2018 publiziertes „Vermächtnis“: „Die organisierte Philatelie in SBZ und DDR (1945–1990)“, mit der er dem reichhaltigen Schaffen der Philatelisten in der DDR ein Denkmal setzte.

Zahllose Ehrungen wurden ihm in der DDR und BRD zuteil, darunter bereits bis 1990 zahlreiche aus den ehemaligen sozialistischen Bruderstaaten. Zweimal erhielt er die Sieger-Literatur-Medaille (2000 + 2008), was außer ihm nur ein weiterer Philatelist in den letzten 100 Jahren geschafft hat. Hans-Wagner-Medaille 2002, Kalckhoff-Medaille 2008, Heinrich Köhler-Medaille 2015 und Hermann-Deninger-Literaturpreis 2020 waren nur einige wenige der kaum überschaubaren Zahl der Auszeichnungen, die ihm und seinem Schaffen zuteilwurden.

Peter Fischer war einer der bedeutendsten und größten Fachjournalisten und Autor, die die deutsche Philatelie seit der Nachkriegszeit jemals zu verzeichnen hatte. Er wird der Philatelie schmerzlich fehlen: nicht nur seiner Frau Ingrid und ihren Kindern. Möge er in Frieden ruhen!

 

Bildvorlage: Wilhelm van Loo