Zur Erinnerung an Paolo Vollmeier (1929–2017)

vollmeier_Paolo(wm) Er war ein Gigant der postgeschichtlichen Forschung, einer der Großen der philatelistischen Literatur, ein weltweit bekannter Experte, Könner und Kenner, wie es nur wenige vergleichbare gab: Paolo Vollmeier. Er starb vor wenigen Tagen in Castagnola im Tessin, wo er seit vielen Jahren lebte. Geboren wurde Paolo Othmar Vollmeier am 3. Oktober 1929 in St. Gallen. Der Schulzeit bis 1946 in St. Gallen folgte der Besuch des Technikums in Winterthur mit Abschluss des Ingenieurdiploms in Chemie. Beruflich wirkte er in verschiedenen Ländern, der Schweiz, Italien, Deutschland, Schottland und den USA, seit Mitte der 1950er-Jahre überwiegend in Italien. Seit 1960 bekleidete er Führungsposten in der italienischen Textilindustrie, wechselte 1981 in den Verwaltungsrat (Präsident) eines Druckunternehmens (Offset-Italia). Bereits 1957 begann Vollmeier die Kantonalmarken der Schweiz zu sammeln, seit den 60er-Jahren beschäftigte er sich vorwiegend mit Vorphilatelie und Stempelkunde. Er war Prüfer und Experte seit 1974, seit 1982 Juror bei zahlreichen internationalen Ausstellungen sowie Mitglied des FIP-Experten-Teams (1997–2000).

Mitglied war Vollmeier in der AIEP (seit 1979, seit 1998 Vizepräsident, 2004 Ehrenmitglied) und im Schweizer Altbriefsammlerverein (langjährig Vorsitzender). Er war Mitglied der FIP (Generalsekretär 1983–1985; Präsident der Kommission zur Fälschungsbekämpfung seit 1997), des Consilium Philateliae Helveticae (Präsident 1993–1998), außerdem der RPSL (fellow); Académie de Philatélie, Académie de Philatélie de Belgique; Schweizer Postgeschichtl. Gesellschaft; Club Filatelico di Lugano; DASV, AIJP, AEEPP, APS, Collectors Club, New York.

Unvergessen sind seine einmaligen Autorenarbeiten, zu denen u.a. folgende bekannte Titel zählen: Postgeschichtl. Werke zu Toskana (1974), Mailand (1976), Parma und Piacenza (1982), Königreich Sardinien (1985, drei Bände), Lombardei-Venetien (1980); Gefälschte Posttempel der Vormarkenzeit altital. Staaten (1979), Storia postale del Regno di Napoli (1996); Postgeschichte Siziliens (1998); Repubblica di Venezia (2 Bände, Castagnola 2003). V. war Schriftleiter des FFE-Journals für die FIP (bis 2002 fünf Bände), außerdem veröffentlichte er zahllose Fachbeiträge in philatelistischen Fachzeitschriften.

Vollmeier erhielt weltweit Anerkennung und wurde für seine außergewöhnlichen Leistungen vielfach geehrt. Die Kurzübersicht belegt dies eindrucksvoll: 1973 SAVO-Medaille; 1981 korrespondierendes Mitglied der Académie de Philatelie in Paris; 1982 „Oscar della Filatelie“ der Sammlervereinigung Reggio Emilia; 1986 Roll of Distinguished Philatelists; 1986 DASV-Medaille, Prof. Hans Weidlich-Medaille; 1985 und 1996 Crawford-Medaille (für „Storia Postale del Regno di Sardegna dalle Origini all’Introduzione del Francobollo“ und dann zusammen mit Vittorio Mancini für „Storia Postale del Regno di Napoli dalle Origini all’Introdzione del Francobollo“; Targa AISP, 1997 FIP-Medaille für Forschung; 2002 Köhler-Preis; 2004 Hunziker-Medaille; 2008 Lindenberg-Medaille.

In den letzten Jahren war es ruhig um ihn geworden. Er litt an altersbedingten Krankheiten, die zu seinem eigenen Bedauern ihn zunehmend mehr einschränkten. Seine Freunde aus der philatelistischen Welt vergaßen ihn nie. Noch 2016 war er bei einem Symposium des Schweizer Consilium Philateliae Helveticae zu Gast. Dies sollte sein letzter Aufenthalt unter Freunden werden. Paolo Vollmeier lebt weiter in seinem Werk. Er wird unvergessen bleiben.