Wann fand die erste philatelistische Auktion an Bord eines Schiffs mit Radioübertragung statt?

(wm-pcp) Alles redet heutzutage vom Internet, von Auktionen, die weltweit zugänglich sind. Dabei gab es einmal eine solche, die man quasi als Vorläufer indirekt ansehen könnte. Eine, mit der sich Robson Lowe, der legendäre britische Auktionator, einen Namen machte. Diese fand am 16. Mai 1966 an Bord der „Queen Mary“ als erste transatlantische Internationale Radio-Versteigerung“ statt. Robson Lowe lud dazu Interessenten und Kunden herzlich mit folgenden Worten ein:

Willkommen an Bord
Seit 125 Jahren befördert die Cunard Line Passagiere und Post über den Atlantik, und seit 1926 habe ich ihre Gastfreundschaft über fünfzig Mal genossen. Ich habe jede Klasse ausprobiert, und jede Erinnerung ist eine glückliche.

Wenn in New York internationale Ausstellungen stattfanden, war es üblich, eine Reihe von Philatelisten an Bord zu haben, die die Gelegenheit nutzten, sich ein paar Tage lang zu erholen. Dies ist das erste Mal, dass die Cunard Line sich speziell um die Briefmarkensammler kümmert; es ist ein passender Termin, denn die Queen Mary legt am Nachmittag des 17. Mai in New York an, nur drei Tage bevor die Sechste Internationale Philatelistische Ausstellung im Shoreham Hotel in Washington eröffnet wird. Die Ausstellung umfasst 2.200 Rahmen, die aus den besten und interessantesten Sammlungen der Welt ausgewählt wurden, und wird bis zum 30. Mai zu sehen sein, während die Queen Mary am 1. Juni wieder nach Europa abfährt.

Am Freitag, den 13. Mai, sowie am Samstag und Sonntag stehen sechs unserer Mitarbeiter nach Vereinbarung zwischen 10.00 und 12.00 Uhr sowie 15.00 und 17.00 Uhr im Salon A 76 auf dem Promenadendeck zur Verfügung.

Es handelt sich um Frau Annabelle Forrest, eine unserer Londoner Auktionatorinnen, die mehr als ihr halbes Leben in diesem Geschäft verbracht hat, und ihre Assistentin, Frau Hjordis Swift, die unter anderem auch Schwedisch spricht. Frau Anke Slottke, die ein Doppelleben führt: Sie ist Auktionatorin bei unseren Uncommon Market-Versteigerungen in Basel und zuständig für unsere Kontinentalkorrespondenten in London (von ihren sechs Sprachen sind Englisch, Französisch und Deutsch perfekt). Adriano Landini, unser italienischer Agent aus Mailand, der immer überarbeitet ist, da die italienischen Sammler mehr Geld bei uns ausgeben als die Sammler aus allen anderen Ländern – fast ein Fünftel unseres Gesamtumsatzes. David Muscott, der für unsere Abteilung für Privatverträge zuständig ist, über die viele Sammlungen unversehrt verkauft werden. James Powell, unser zahmer Kalligraph, dessen schöne Schrift vielen philatelistischen Kostbarkeiten einen schönen und angemessenen Rahmen gegeben hat.
Im Sitzungssaal A 76 finden Sie Bücher über Briefmarken, Ratschläge zu Ihren Sammelproblemen und jede Hilfe, die sich ein Philatelist wünschen kann. Von 16.30 bis 17.00 Uhr findet jeden Tag ein Vortrag über den einen oder anderen Aspekt der Philatelie statt. Sammlungen, die auf der SIPEX ausgestellt werden, können besichtigt werden, und wenn Sie sich für ein anderes Thema besonders interessieren, werden wir Sie gerne mit anderen Reisenden bekannt machen, von denen wir wissen, dass sie Ihr Interesse teilen.

Am Montag, den 16. Mai werden wir am Vormittag mit dieser Auktion beschäftigt sein, aber am Nachmittag des 16. Mai von 15.00 bis 17.00 Uhr und am Vormittag des 17. Mai von 10.00 bis 12.00 Uhr werden wir wieder für Sie da sein.

Die Auktion der Queen Mary ist die erste ihrer Art, die erste, die per Funktelefon mit fünf verschiedenen Hauptstädten und einem Ozeandampfer verbunden ist, der etwas mehr als 2.000 Meilen von Europa und etwas mehr als 1.000 Meilen von Amerika entfernt ist. Wenn Sie noch nie an einer Briefmarkenauktion teilgenommen haben, können Sie diese interessante Erfahrung am 16. Mai um 11.00 Uhr (Schiffszeit) in der First Class Lounge auf dem A-Deck machen.

Willkommen an Bord!

ROBSON LOWE.“

Wie man sieht, wurde also etwas geboten und sofern man das nötige Kleingeld hatte, konnte man im Kreis von Gleichgesinnten an dieser denkwürdigen Versteigerung teilnehmen. Ob sie ein Erfolg war, ist dem Autor nicht bekannt.