Zum Gedenken an Dr. Wolf Hess

(wm-pcp) Am 31. Juli 2022 wurde der namhafte Philatelist Dr. Wolf Hess von seinem langjährigen Krebsleiden erlöst. Er starb in Ratingen. Der am 7. Februar 1945 in Werther gebürtige Westfale hatte eine eindrucksvolle berufliche und philatelistische Karriere hinter sich. Dem Abitur in Essen 1965 folgte ein Medizinstudium in Bonn (1965–1968) und Essen (1968–1971) mit Examen und Promotion 1971. Danach arbeitete er als Arzt in Essen und Mülheim an der Ruhr, ab 1982 als Chefarzt in Düsseldorf, Wuppertal (ab 1988) und Kamp-Lintorf (ab 1995), wobei er sich bereits 1978 auf die Gefäßchirurgie und 1990 auf die Trauma-Chirurgie spezialisiert hatte.

Sammler war er seit dem neunten Lebensjahr. FIP-Juror seit 1999 für Postgeschichte, für Thematik seit 2003 und für Traditionelle Philatelie seit 2014. Seine anderen Hobbyinteressen gehörten in gesunden Jahren zahlreichen Sportarten (zuletzt Tennis und Golf) sowie der Musik (Piano).

Entsprechend seinen Jurytätigkeiten waren die von Hess spezialisierten Gebiete sehr umfangreich. Traditionelle Philatelie: Österreich; Schweiz; Liechtenstein; Frankreich; Niederlande; Großbritannien; Norwegen; Schweden; Finnland; Estland; Lettland; Litauen; Deutsches Reich; Mauritius und USA. Postgeschichte: Irland; Schottland; Großbritannien; London; Finnland; Cuba: USA; Frankreich; Mauritius, aber auch Bielefeld und des „Königs Deutsche Legion“. Thematik: Tuberkulose; die Indianer der USA; Luft unter Druck (über Vakuum und komprimierte Gase). Ganzsachen: Preußen.

Als Autor trat er vielfach hervor. Zuerst mit „London Postal History. Inland Office“ (1994, erschien als Reprint 2020 im Phil*Creativ Verlag); dito, aber „Local Posts“ (1994), es folgte „Die Postgeschichte von Finnland (Band 1, 2015)“, „Kuba – der Dreieckshandel. Postgeschichtliche Betrachtung früher nationaler Schiffsverbindung …” (2016) und „Postal History Finland. From the early beginning to the entry of Russia into the UPU“ (2020).

Ähnlich vielfältig waren seine Exponate, mit denen er mehrfach Großgold und 2009 in Sofia mit „Finland. Postal History“ sogar einen Grand Prix gewann, nachdem er bereits 2001 den Grand Prix Thematik der HAFNIA erreicht hatte. Zahlreiche weitere internationale und nationale Auszeichnungen folgten. 2010 unterzeichnete er als einer der wenigen Deutschen die Roll of Distinguished Philatelist und gehörte seit 2020/21 dem Consilium Philatelicum an.

Bis zuletzt dachte Wolf Hess an die so von ihm geliebte Philatelie und hoffte noch, die nächstjähriges Weltausstellung IBRA 2023 miterleben zu können. Zwei Schlaganfälle in den letzten beiden Wochen machten dies letztlich zunichte. Was bleibt ist sein Vermächtnis: Wolf Hess stiftete noch kurz vor seinem Tod seine Bibliothek der IBRA 2023, die voraussichtlich bei der nächsten Heinrich-Köhler-Auktion zugunsten der Ausstellung versteigert wird. Die deutsche Philatelie hat einen ihrer größten und bedeutendsten Persönlichkeiten verloren. Viele einen Freund und Weggefährten, dessen hohe Kompetenz unschätzbar wertvoll war. Möge er ruhen in Frieden!

Foto: 2010 (bei der RDP-Unterzeichnung). Vorlage: Brit. Congress