Zum Gedenken an Dr. Karl Zangerle

K1024_Zangerle_Dr_Karl_2001_vL(wm) Selbst wenn es in den letzten Jahren krankheitsbedingt um ihn ruhiger geworden war: Wenn in Deutschland Namen bekannter Postgeschichtler genannt wurden, war einer immer dabei: Dr. Karl Zangerle. Er stand wie wenige andere für die Erforschung der Portostufen altdeutscher Sammelgebiete, deren zugrunde liegenden postalischen Leitwege von 1850–1875 er recherchiert und dokumentiert hat.

Geboren wurde er am 29. Mai 1930, er starb am 9. April 2018. In Reichenbach besuchte er die Volksschule und 1942––1950 ein Humanistische Gymnasium in Kaiserslautern. Danach verschlug es ihn als jungen Studenten nach Mainz, wo er an der Johannes-Gutenberg-Universität Volks- und Betriebswirtschaft studierte und 1958 promovierte. Seine berufliche Karriere startete er im gleichen Jahr bei der Landesbank/Girozentrale Rheinland/Pfalz, bei der er für Finanzierungsfragen gewerblicher und industrieller Unternehmen zuständig wurde. Sammler war er seit dem 15. Lebensjahr, aber die Währungsreform 1948 und das knappe Geld ließen das Hobby erst einmal zum Erliegen kommen. Erst gegen Ende der 1950er-Jahre wandte sich Zangerle erneut der Philatelie zu, jetzt aber ernsthafter. Vormarkenzeit von den Napoleonischen Kriegen und die Postgeschichte seiner Region bis hin zur Epoche der Bayerischen Post in der Pfalz fanden sein Interesse. Andere Sammelgebiete, z. B. Bayern, kamen hinzu, aber auch vermehrt entwickelte er postgeschichtliche Ansätze, die ihn letztlich zu den erwähnten Forschungsarbeiten über Routen, Tarife und Taxen führten.

Seine philatelistischen Spezialgebiete waren Bayern, Thurn und Taxis, Portostufen von Baden und Württemberg; Liechtenstein. Diese pflegte er auch in verschiedenen Vereinen, denen er während seines Lebens angehörte. U.a. dem Verein für Briefmarkenkunde von 1885 e.V. Mainz (seit Mai 1961); dem Münchener Briefmarken-Club (seit Dezember 1999); dem DASV (1997–2011), aber auch in den ArGen Baden, Thurn und Taxis, Württemberg, Bayern klassisch (Vorsitzender von 1997–2005; seitdem Ehrenmitglied) sowie im Philatel. Arbeitskreis Pfalz, dem Freundeskreis der Bayern-Sammler.

Unvergessen sind seine wertvollen Autorenarbeiten. Zu denen zählten: Das Handbuch der Auslandstaxen der süddeutschen Postgebiete Gulden-Währung 1850–1875 (1990), Taxierung und Behandlung von Briefpost in und aus Bayern (1999); Portobriefe im Auslandsverkehr – Taxierung und Behandlung unterfrankierter und nicht ausreichend frankierter Briefe im Postverkehr der süddeutschen Postgebiete mit dem Ausland 1850–1875 (2003). Ebenso bedeutend waren seine philatelistischen Fachbeiträge, die nur summarisch aufzuzählen sind: Artikel (erschienen in „Der Pfalzsammler“, Zeitschrift des Philatelistischen Arbeitskreises Pfalz): Die Poststempel in der Pfalz von 1792 bis 1813, Die Departementstempel in der Pfalz, Die Thurn und Taxis Überrheinische Post in der Pfalz; zahlr. Beiträge auch in den Rundbriefen der ArGe Bayern und in der Fachzeitschrift „Postgeschichte“ (Schwarzenbach-Verlag, Schweiz); „Aus der Pfalz in fremde Länder – Leitwege und Brieftaxen 1850–1875“ (in: IBRA-Fachkatalog, Nürnberg 1999).

Seine Exponate erreichten höchste Auszeichnungen: Auslandsbriefe der Süddeutschen Staaten 1850–1875 (WIPA 2008: Gold); Bayern – Portostufen der Kreuzerzeit (IBRA 1999: Großgold; SAMOLUX 2001: Meisterklasse und Großgold). Den Sammlungen Zangerles gelang es, bei den Postgeschichtlichen Tagen in Sindelfingen fünfmal mit dem „Posthorn“ ausgezeichnet zu werden! Er selbst wurde am 22. August 2004 mit der Kalkhoff-Medaille geehrt und der BDPh verlieh ihm seine Vermeil-Nadel für Verdienste um Forschung und Literatur.

Seit 2005 gehörte Zangerle dem Consilium Philatelicum des BDPh an. Dr. Heinz Jaeger, Ehrenpräsident des BDPh und des Consiliums, schrieb in seinem Nachruf: „Welch ein philatelistisches Wissen und welch ein ruhiger, immer freundlicher und hilfreicher Sammlerfreund unserer ArGe Baden und unseres Consiliums ist zu Grabe getragen worden! Unsere herzliche Anteilnahme mögen seine Angehörigen entgegen nehmen.“