VdPh zu Gast beim Auktionshaus Felzmann

(ld) Wie verwerte ich Briefmarken am besten? Was bekommt der Erbe noch dafür? Lohnt sich ein eigener Verkauf? Diese und weitere Themen wurden am Samstag, 24. November 2018, beim Landesverbandsseminar des Verbands der Philatelisten in Nordrhein-Westfalen (VdPh) im Auktionshaus Felzmann in Düsseldorf angesprochen.

So werden Briefmarken in einem Auktionshaus verarbeitet
Eine Dame und 39 Herren lauschten im Auktionssaal einem Vortrag von Auktionator Ulrich Felzmann, nachdem Dr. Detlef Wiegand, stellvertretender Vorsitzender des VdPh, die Gäste begrüßte und Grüße aus Texas vom Vorsitzenden Werner Müller vorlas. Ulrich Felzmann gab Einblicke in seine Erfahrungen während seiner 43 Geschäftsjahre im Auktionshaus Felzmann und erklärte, was mit Briefmarken passiert, wenn sie dort eingeliefert werden. „Erben haben es meist schwer, Sammlungen zu veräußern, wenn der Verstorbene keine Informationen hinterlassen hat.“ Er rät, zu Lebzeiten Teile der Sammlungen zu veräußern, damit die Erben damit nicht zu sehr belastet werden. Sollte es doch zu einer Erbschaft kommen, ist der Gang zum Experten sinnvoll. „Vor allem bei skeptischen Familien, muss ein Vertrauensverhältnis aufgebaut werden.“ Laut ihm ist die Auktion der fairste und beste Weg der Veräußerung. „Außerdem bestimmen wir nicht selbst den Preis, sondern die Nachfrage und die Gebote der Käufer.“ Um gute Erlöse zu erzielen, empfiehlt Felzmann die Prüfung hochwertiger Einzellose durch Prüfer, wie denen des Bundes Philatelistischer Prüfer (BPP). Wenn sich der Erbe für das Auktionshaus entscheidet und einliefert, werden die Marken begutachtet und gemeinsam über den Startpreis (Ausruf) des Loses gesprochen. „Wir schlagen einen Ausruf vor, der Kunde muss aber auch damit zufrieden sein“, erklärte Felzmann. Im Print-Katalog sowie online erscheint dann das Los, worauf hoffentlich fleißig geboten wird. „Ein Ehepaar aus Recklinghausen kam zum Beispiel mit mehreren Alben zu uns. Es war eine Mischung aus den Gebieten deutsche Kolonien, Deutsches Reich, China und weitere Länder.“ In der Regel suchen Sammler eine bestimmte Marke, um die persönliche Sammlung zu vervollständigen. „Wir haben geraten, die Alben als Ganzes zu verkaufen und den Wert auf 8.000 Euro geschätzt. Am Ende wurde es für 19.000 Euro verkauft“, freute sich der Auktionator. „Wir rufen die Kunden anschließend bei besonders hohen Zuschlägen direkt an.“ Auch bekommen sie am Ende der Auktion ihr Ergebnis per E-Mail oder Post zugesandt. „Das Auktionshaus Felzmann arbeitet als Kommissionär, das heißt, bei uns wird die Anonymität des Einlieferers und des Kunden gewahrt. Agenten hingegen müssen diese Daten auf Nachfrage preisgeben“, erläuterte Felzmann.

Sentimentaler Wert einer Marke darf nicht unterschätzt werden
Beim Seminar wurde außerdem deutlich, dass dieses Hobby ständig im Wandel ist, aber auch der Kreis der Sammler immer kleiner wird. An diesem Punkt knüpfte der Vortrag von Prüfer Lars Boettger an. „Früher sagte man, Briefmarken seien die Aktien des kleinen Mannes. Vergessen Sie diese Aussage“, riet Boettger. Denn was vor Jahren einmal wertvoll war, ist es heute leider nicht mehr. Sichtlich wachgerüttelt wurden die 40 Teilnehmer, als er folgenden Satz äußerte: „Um ehrlich zu sein, der einzige Wert einer Marke ist der Brennwert, wenn einfach keine Nachfrage da ist“. Und damit traf der Experte die Sachlage auf den Punkt. Denn den Wert einer Marke kann niemand festschreiben. Heute ist zum Beispiel das Gebiet China heiß begehrt; das kann in den nächsten Jahren wieder anders aussehen.

„Wenn Erben mit Nachlässen zu mir kommen, stelle ich ihnen immer folgende Fragen, um den Wert der Briefmarken zu ermitteln: Wann wurde gesammelt? Wie lange? War der Sammler im Verein oder in einer Arge? Gibt es Rechnungen?“ Auch sagte er, es sei sinnvoll, jeden Kaufbeleg in einem Ordner aufzubewahren. „So haben es die Erben später leichter und müssen sich nicht komplett in dieses für sie unbekannte Thema reinarbeiten“, empfahl Lars Boettger. Jedoch ist für den Experten der sentimentale Wert nicht außer Acht zu lassen. „Ich habe ein Album meiner Oma, bei dem kreuz und quer gesammelt wurde, nichts Wertvolles. Trotzdem würde ich es für kein Geld der Welt hergeben.“ Und genauso ergeht es Sammlern. Außerdem schlage ich Erben vor, die Sammlung zu einem Auktionshaus zu bringen. Jeder von uns weiß, dass es sehr viel Arbeit ist, seine Marken zu veräußern.“ Denn diese müssen gescannt, beschrieben und inseriert werden. „Es kann Jahre dauern, bis alles verkauft ist.“ Seinen Vortrag schloss er mit den Worten „Ich weiß, das ist ein deprimierender Vortrag“ ab. Daraufhin waren viele „Nein“-Rufe zu hören. Ein Herr sagte: „Der Vortag war nicht deprimierend, sondern realistisch.“ Dieser Aussage stimmten alle im Saal zu, worauf eine themenspezifische Diskussion entfachte.

Vererbungsrecht bei Briefmarken
Ebenfalls einen Vortrag zum Thema Vererben von Sammlungen, speziell auf rechtlichem Gebiet, hielt Michael Teuner aus Gronau. Teuner ist erster Vorsitzender des Briefmarken-Vereins in Gronau. Er bestätigte die Aussagen von seinen Vorrednern und sagte, dass es wichtig sei, seine Sammlung zu Lebzeiten zu veräußern. „Außerdem sollten Sie ein Vermächtnis erstellen.“ So kann von vornherein festgelegt werden, wer begünstigt wird. Ins Staunen versetzte Teuners Vergleich des Erbrechts von Deutschland und den Niederlanden. Denn in den Niederlanden sei das Recht strenger und die Erbschaftssteuern viel höher.
Für Heinrich Sonderhüsken, Geschäftsführer des VdPh, war es außerdem ein besonderer Tag im Auktionshaus Felzmann: Er bekam für seine Jahrzehnte lange Arbeit in der Philatelie, unter anderem als stellvertretender Leiter der Forschung Literatur und langjähriger Redakteur des „Reports“, den Alois-Wilhelm-Bürgerhausen-Preis vom Bund Deutscher Philatelisten verliehen.

Foto (v.l.): Ulrich Felzmann, Dr. Detlef Wiegand, Lars Boettger und Michael Teuner. (Vorlage: Lorraine Dindas, Auktionshaus Felzmann)