Super-Nachfrage nach Brasilien hält an!
(wm) Waren es in den letzten Jahren Länder wie Russland, Indien und besonders China, deren Briefmarken, zumal klassische Raritäten, bei Sammlern weltweit, aber auch im eigenen Land große Nachfrage erhielten, überraschte – selbst Experten – im Frühjahr dieses Jahres bereits der enorme Zuspruch, den der Brasilien-Teil der bekannten Goeggel-Kollektion beim Schweizer Auktionshaus Corinphila in Zürich erfuhr. Zuvor nicht gekannte Steigerungen bis zum Zehnfachen und mehr der Ausrufpreise waren die Regel: das Material ging bei Corinphila weg „wie warme Semmel“. Mit einem für viele überraschend vor dem zweiten Teil der Goeggel-Kollektion, der im September dieses Jahres versteigert wird, angesetzten „Zusatztermin“ kam am 13. Juni erneut eine Weltklasse-Brasilien-Sammlung bei Corinphila zum Ausruf: Die Grand-Prix-Kollektion von Luis Alemany Indarte, aufgeteilt in mehr als 400 Losen nur der ersten Ausgabe Brasiliens von 1843, der sog. Ochsenaugen, bei denen große Einheiten, zumal der einzige komplette Bogen der 60 Reis (MiNr. 2), aber auch knapp 40 (!) Briefe der ersten Ausgabe und eine Fülle einzelner Marken mit seltenen Stempeln hervorstachen.
Der Gesamtausruf der Sammlung betrug 1,4 Millionen Sfr. Nach sechs Stunden Versteigerung belief sich der Gesamtzuschlag auf 1,7 Millionen. Der Bogen der Nr. 2 fand zum Ausrufpreis von 600 000 Sfr einen Käufer. Nur neun durchaus einzigartige und bedeutende Stücke (Ausruf insgesamt für 212 000 Sfr) blieben liegen; sie waren den Käufern angesichts der sichtbaren Erhaltung eindeutig zu hoch angesetzt. Das erneut insgesamt exzellente Ergebnis war den endlos vielen exquisiten Einzelstücken mit seltensten Stempeln, den optisch ansprechend schönen Einheiten und Briefen zu verdanken, die auch bei dieser Auktion wiederum Steigerungen bis zum Zehnfachen und mehr erfuhren. Alles was gut, schön und selten war, ging, selbst wenn so manches Stück die für diese klassische Ausgabe herkunfts- und klimabedingten Mängel aufwies. Das Resümee konnte nur lauten: Brasilien ist weiterhin auf der Überholspur. Dazu trägt die enorme Nachfrage im eigenen Land bei, die bei der Auktion einmal mehr durch zahllose „Bietergefechte“ im Internet ausgetragen wurde. Aber auch in Europa haben Brasiliens Ochsenaugen einmal mehr ihre Beliebtheit unter Beweis gestellt, denn die Nachfrage der Kommissionäre vor Ort war auf hohem Niveau. Viele Katalogpreise werden nun neu geschrieben müssen.
Corinphila ist das Kunststück gelungen, innerhalb weniger Monate zwei solcher mit Luxuskatalogen präsentierten Weltklasse-Kollektionen erfolgreich zu vermarkten. Die Firma hat damit wieder im internationalen Reigen der Auktionshäuser gezeigt, dass sie es wie in früheren Zeiten bestens versteht, interessierte Käufer für derart rares Material zu motivieren und diese können sich glücklich schätzen, dass nach Jahren fehlender Angebote dieser Art nun gleich mehrere bedeutende Sammlungen 2013 aufgelöst werden. Goeggel Teil 2 steht noch an, im September aber auch eine bedeutende Sammlung des namhaften Brasilien-Spezialisten Karlheinz Wittig, der sein über Jahrzehnte zusammen getragenes Lebenswerk in neuen Händen wissen will. Vielleicht geht es dann vielen Philatelisten wie einem namhaften Sammler bei dieser Corinphila-Juni-Auktion: 48 Gebote abgegeben, nur eines zugeschlagen erhalten. So kann es gehen, wenn Objekte wirklich rar, alles andere als Massenware und eben auch klassisch schön sind.