Briefe von Monika Mann: Das ungeliebte Kind von Thomas Mann

(ld/pcp) Beim Auktionshaus Felzmann werden in der Juli-Auktion 13 Briefe der Schriftstellerin Monika Mann angeboten, die an ihre Freundin Margret Sippold in Eschweiler gingen.
„Die Buddenbrooks“, „Der Zauberberg“ oder „Der Tod in Venedig“ – so ziemlich jeder dürfte von den berühmtesten Werken des deutschen Schriftstellers Thomas Mann zumindest gehört haben. Monika Mann, geboren 1910, war das vierte und „ungeliebte“ Kind von Katia und Thomas Mann. Ihr Vater schrieb nach der Geburt an seinen Freund Walter Opitz: „Wenn ich zum fünften Male Vater werde, übergieße ich mich mit Petroleum und zünde mich an“ – was er zum Glück aber nicht in die Tat umsetzte.
Monika Mann veröffentlichte Romane, wie „Das fahrende Haus: Aus dem Leben einer Weltbürgerin“ und „Der letzte Häftling“. Doch an die Erfolge ihres Vaters kam sie nie heran. Viel Spott der eigenen Familie bekam sie für ihr Durchbruchswerk „Vergangenes und Gegenwärtiges: Erinnerungen“. Ihre Mutter Katia behauptete, dass diese Biografie der Familie Mann falsche Darstellungen enthielt. Ihre Schwester Erika erteilte ihr sogar Schreibverbot, an das sie sich nicht hielt. Monika Mann starb 1992 in Leverkusen.

In diesem kurzen Brief bittet Monika Mann ihre Freundin Margret um die Zusendung von Kerzen.

Beim Auktionshaus Felzmann werden während der Jubiläums-Auktion vom 2. bis 6. Juli 2019 insgesamt 13 Briefe mit privaten Korrespondenzen von Monika an ihre Freundin Margret Sippold versteigert. Eine einzigartige Position für Sammler von Kultur, Literatur und Thematik-Philatelie.

Die Briefe der Tochter von Thomas Mann fanden den Weg zu Felzmann durch Beatrice Schnitzer, ihr Vater war der Betreuer von Margret Sippold. „Ich habe ihren Nachlass aufgrund fehlender Erben erhalten und die Briefe zwischen Frau Sippolds Unterlagen gefunden.“ Zuerst wendete sich Frau Schnitzer mit einem Postkartenalbum aus der Zeit um 1900 aus einem anderen Nachlass (Los 7304) an Felzmann, dann kam das Gespräch auf die Monika Mann-Briefe. Sofort erkannte Herr Meinokat, Philatelist und kaufmännischer Leiter bei Felzmann, die Einzigartigkeit dieser Stücke. „Es ist eine einmalige Gelegenheit für Briefmarken-Sammler und Personen, die sich mit dem Leben von Thomas Mann und dem seiner Kinder beschäftigen, diese Unikate zu erwerben.“ Beatrice Schnitzer war sich vorher nicht bewusst, was für einen kleinen Schatz sie erhalten hatte. „Die Briefe lagen mehrere Jahre im Schrank. Vor kurzem bin ich umgezogen und habe dann im Internet recherchiert, wer Monika Mann war.“ Auch ihr Vater war sich nicht bewusst, dass sie die Tochter von Thomas Mann war. „Frau Sippold hat oft von Frau Mann erzählt, aber es ging nur um ihre Urlaube auf Capri“, erinnert sich Frau Schnitzer und möchte nun die Schriftstücke in Sammlerhände geben. „Ich sammle nicht. Vielleicht freut sich jemand darüber. Sonst wären sie wohl im Container gelandet“, sagt sie.

In der Zeit von 1972–1975 schrieb Monika Mann diese Briefe (Los 7250) von Capri, Italien, nach Eschweiler in Deutschland. Mitte der 50er Jahre zog sie auf die italienische Insel und lebte dort mehr als 30 Jahre mit einem Fischer. Ihre Freundin Margret besuchte sie dort einmal im Jahr für eine Woche. In den Briefen spricht sie Frau Sippold stets mit „Ma Cherie“ an und plant mit ihr zum Beispiel eine Reise oder bittet um die Zusendung von zwei Kerzen, da in Capri öfter mal der Strom ausfällt. In einem Schriftstück vom 25. März 1973 schreibt sie: „Eine freche Bitte. … Jetzt brauche ich Kerzen. 2 Stück, 3 cm Durchmesser, bräunlich, Bienen … Springen Sie ein? Ich glaube es.“

Monika Mann strich den Namen ihres Vaters auf dem Briefpapier von Katia Mann durch. Monika war das schwarze Schaf der Familie und hatte kein gutes Verhältnis zu ihrem Vater.

Einen der Briefe verschickte Monika Mann vom Hauptwohnsitz der Familie aus der Nähe von Zürich, dort liegen Thomas Mann und seine Frau Katia begraben. Monika nutzte vorgefertigtes Briefpapier mit der Adresse „Frau Thomas Mann, Kilchberg am Zürichsee, Alte Landstrasse 39“. Es ist Briefpapier ihrer Mutter, die als „Frau Thomas Mann“ bekannt war. Den Namen „Thomas“ allerdings hat sie durchgestrichen und ihren Namen drübergeschrieben.