Zur Erinnerung an Fritz Steinwasser
(wm) In zwei Monaten hätte er das biblische Alter von 100 Jahren erreicht. Es sollte nicht sein. Der namhafte Journalist und Autor aus Potsdam starb am 11. Februar 2019, wie die DBZ in ihrer neuesten Ausgabe berichtete. Geboren wurde er am 11. April 1919 und lebte bis 2014 in Berlin. Sein Vater überlebte den Ersten Weltkrieg als beinamputierter Invalide und wurde als jüdischer Handwerker nach 1933 vom Naziregime verfolgt. Aufgrund fehlender Ressourcen war ihm kein Studium möglich. Es gelang Steinwasser aber nach Ende des Zweiten Weltkrieges, sich weiterzubilden und bei der Presseabteilung des Berliner Magistrats der DDR Anstellung zu finden, die er zuletzt als deren Leiter betreute. So war er u.a. auch an der 750-Jahrfeier der Hauptstadt der DDR beteiligt. Steinwasser war Sammler seit dem 8. Lebensjahr. Sein Vater brachte ihm einmal aus alten Akten, die in einer Papierfabrik als Sekundärrohstoff verarbeitet wurden, die ersten Briefmarken mit und daraus entstand eine Sammlung von Dokumenten, die er über die Jahrzehnte immer weiter ausbaute.
Er war Funktionär des Philatelistenverbandes der DDR (von 1968 bis 1990), speziell auf dem Gebiet der Öffentlichkeitsarbeit. Ab 1987 gehörte er dem Zentralvorstand als Mitglied an. Das „Neue Deutschland“ berichtete am 10./11. Februar 1990 auf Seite 2 über Vorwürfe wegen gesetzeswidriger Ausfuhr von geschütztem philatelistischen Kulturgut, die S. angeblich anzulasten seien. Steinwasser bestritt dies und legte daraufhin alle Funktionen im Philatelistenverband nieder und trat aus dem Verband aus. So kam es nach der Wende zum Kontakt mit dem Philapress-Verlag, für den er seitdem und bis zu seinem Tod als Autor mit einer monatlichen Rubrik tätig war. Beeindruckend war sein philatelistisches und besonders sein postgeschichtliches Wissen. Unvergessen ist sein Standardwerk Berliner Post – Ereignisse und Denkwürdigkeiten seit 1237 (Transpress Verlag 1988). Mit diesem Buch wird sein Name weiter leben.
Foto: Fritz Steinwasser (Vorlage: WM-Archiv)