Vorbericht 339. Auktion SCHWANKE/Hamburg. Teil 1 (Übersee)

(hjs) „Reif für die Insel“? Das ist die Frage, die der bekannte Hamburger Auktionator Kunden stellt, die sich für die Lose seiner kommenden Auktion vom 8.-9.Februar 2013 interessieren. Diese zu beantworten fällt sicherlich leichter, wenn man einmal einen Blick in das Angebot wirft.
Eine sehr ungewöhnliche Offerte von genau 89 Losen der „Ägäischen Inseln“ steht am Anfang des kommenden Auktionsangebotes. Fast ausnahmslos handelt es dabei um postgeschichtliche Stücke, beginnend mit Belegen der österreichischen und türkischen Post, bevor im Jahre 1912 eigene Marken dieses Sammelgebietes erschienen. Philatelistisch belegt werden nicht nur die dreizehn verschiedenen Inselaufdrucke, sondern auch die folgende wechselvolle Geschichte unter italienischer, deutscher oder britischer Besetzung, oder als französisches Verwaltungsgebiet die Insel Kastellorizo.
Levantinische Ausgaben, Epirus oder interessante Belege von Kreta sind ebenfalls in guter Auswahl im Auktionsangebot. So kann Schwanke von Kreta die seltenen Stempel von SITIA  und HIERAPETRA (je auf französischen Feldpostbriefen, € 350.-/€ 300.-) anbieten, daneben rare Probedrucke zur ersten Markenausgabe Kretas aus dem Jahre 1900 (€ 2500.-) sowie einen Brief mit der seltenen „Mi.Nr.1“ des Verwaltungsgebietes Heraklion (€ 400.-).
ÖSTERREICH ist ein weiteres Schwerpunktgebiet, mit insgesamt ca. 120 Losen. Dabei ist besonders die Markenklassik mit ausgesucht schönen Belegen zu nennen. Eindrucksvoll sicher eine „schwarz-gelbe“ Kombination aus jeweils 3 Stück Mi.Nr. 10 und 11 auf Brief von Rochlitz nach Wien (€ 1200.-), Mehrfachfrankaturen (z.B. 5x Nr. 19 auf Brief von Triest nach Pesth zu € 500.-), Buntfrankaturen (oftmals Dreifarben) oder „originelle“ Frankaturen wie z.B. eine 30 Kr.-Frankaturen aus je zwei Exemplaren zu 2 und 3 Kreuzern und 1x 10 Kreuzern; von Wien nach Schio gelaufen, soll dieser Brief € 500.- kosten. Vom Feinsten zwei 71 Kr.-Frankaturen von Wien nach Paris, beide mit der Ausgabe 1867 frankiert, 1x unter Einschluss des Höchstwertes Mi.Nr. 41. (Schätzpreis je 1250.- €).
UNGARN – zwei Inflationen bestimmen die Postgeschichte auch dieses Landes zwischen Jahren 1920 und 1947. Eine umfangreiche Sammlung der Hyperinflation nach 1945 wird – in 14 Lose detailliert – nach Portoperioden angeboten. „Eine Trilliarde“ (eine Eins mit 31 Nullen) Pengö hat noch nicht einmal gereicht, im Juli 1946 ein kleines Päckchen zu befördern; teils sind bei den angebotenen Belegen ganze Bögen frankiert – eindrucksvolle Poststücke, wie sie ja einem Sammler der deutschen Inflationausgaben nicht fremd sind. Die Schätzpreise für die einzelnen Sammlungsteile liegen zwischen 150.- und 500.- €, unser Foto zeigt eine besonders „drastische“ Frankatur!
Ein ganz anderes Thema – „die Forwarding Agents“. Gut 60 Positionen sind in unserem Katalog besonders herausgestellt und beleuchten philatelistisch damalige (wir sprechen vom Zeitraum ca. 1750–1880) Postsysteme, Transportwege und -möglichkeiten. Nord-Süd-, Ost-West-Transite in Europa, Post von den karibischen Inseln, der Weg nach Indien und von dort nach Europa, dies sind einige Strecken, auf denen in den vergangenen Jahrhunderten die Forwarding Agenten tätig waren. Ein ganz berühmtes Beispiel ist die Post, die Thomas Waghorn von Europa nach Indien über Land beförderte und damit erstmals im Jahre 1836 die Beförderungsdauer (die Briefe wurden vorher mit Segelschiffen um das Kap der Guten Hoffnung herum transportiert) auf unter die halbe Zeit verkürzte.
Ein JAPAN-Brief aus dem Jahre 1890, bei dem die Rückscheingebühr voll frankiert wurde (€ 1000.-), MAURITIUS Mi.Nr. 6, die „Sherwin“-Ausgabe, als ganz vorzügliches, breitrandiges Stück (€ 2500.-), die „Diligencias“ von URUGUAY als ganzer Satz (€ 450.-) oder 40 Lose USA (dabei ein Luxusbriefstück der Mi.Nr. 2, € 750.-) sind nur ein paar Highlights aus dem Übersee-Angebot.
Zur Erforschung des Nordmeeres, der Suche nach dem Nordpol und zur frühen Expeditionsgeschichte in der Mitte des 19.Jahrhunderts können wir einen Oldenburgbrief aus dem Jahre 1865 anbieten. Dieser Brief ist adressiert an den Gesandten der französischen Regierung in Hannover und nimmt Bezug auf die zeitgleiche englische Nordpolexpedition von Sherard Osborn und das gescheiterte gleichartige französische Vorhaben – ein auch unter Geschichtsaspekten bedeutender Beleg (€ 2500.-)!