Versteckt zwischen Zeitungen

(wm) Kellerfunde und Dachbodenschätze sind ja in der Philatelie sprichwörtlich, manches Mal gibt es sie tatsächlich noch. Weit kurioser ist ein Fund, über den Hinrich Osterloh vom Auktionshaus AIXPHILA in Aachen jüngst zu berichten wusste. „Anfang April erschien bei uns ein junger Mann mit einem Stapel Zeitungen unter dem Arm. ‚Vor etwa 15 Jahren haben wir bei Ihnen 4 Geldscheine versteigern lassen, die mein Uropa –wie jeder andere auch – 1948 anlässlich der Währungsreform als Startgeld in die DM-Zeit erhalten hatte. Offensichtlich liefen damals seine Geschäfte als Winzer in einem bekannten Weinort an der Mittelmosel schon so prächtig, dass er das Geld nicht benötigte und es zwischen Zeitungen versteckte. Irgendwann schenkte er mir die Scheine, welche wir dann bei Ihnen versteigern ließen. Das Resultat hat uns seiner Zeit von den Socken gehauen!‘ ‚… und jetzt haben Sie noch mehr davon gefunden?‘ war unsere erste Reaktion. Der junge Mann legte den Zeitungsstapel auf die Theke: ‚Nein, aber vielleicht können Sie auch hiermit etwas anfangen!?‘ Er blätterte in den Seiten … und zum Vorschein kamen auf jeder 4. Seite nach und nach 16 Bögen mit Briefmarken. Wir hatten schon des Öfteren erlebt, dass uns Marken aus der Zeit vor der Währungsreform, wie die Ausgabe ‚Ziffern‘ oder ‚Arbeiter‘ auf ähnliche Weise vorgelegt wurden. Nun aber trauten wir unseren Augen nicht, es war ein vollständiger Bogensatz ‚Posthorn‘ von 1951! ‚Ja, damit können wir in der Tat etwas anfangen! Ihr Urgroßvater hat damals, als das Geld noch knapp war und in erster Linie für Essen und Trinken ausgegeben wurde, immerhin 515 DM in diese Briefmarken investiert, was sich eigentlich kaum jemand leisten konnte. Jetzt können wir Ihre Marken in unserer nächsten Versteigerung mit 40.000 Euro anbieten.‘ ‚Wollen Sie mich etwa verar…?‘ Nach und nach dämmerte unserem Kunden, was er da beinahe ins Altpapier geworfen hätte. Er unterschrieb nur allzu gerne die Auktionspapiere und wir? …wir freuten uns über einen unverhofften und tollen Auftrag.“ Soweit Osterlohs Story. Glück muss man eben haben oder vielleicht doch so einen nicht unbetuchten Urgroßvater, der es sich leisten konnte, einen solchen Bogensatz zu kaufen. Man sieht: Die Philatelie ist immer für eine Überraschung gut.

Foto: AIXPHILA-Auktionator Hinrich Osterloh. Foto: Wilhelm van Loo