Stade-Auktion: Handgezeichnete Bauhaus-Ansichtskarte übertraf alle Erwartungen
(wm) Am 12./13. Februar versteigerte das Auktionshaus STADE in Grenzach-Wyhlen eine „Künstler-Postkarte“, die der fachkundige Auktionator mit 1 000 Euro angesetzt hatte und die dann auf – manche würden sagen – schwindelerregende 7 500 Euro Zuschlag stieg, den Käufer also letztlich rund 9 000 Euro kostete. Bereits das ist außergewöhnlich und überstieg die Erwartungen von Daniel Stade, der – wie er später zugab – zwar mit um drei- bis viertausend Euro gerechnet hätte, aber von dem Zuschlag ebenfalls überrascht war.
Was war der Grund, mag sich der Sammler fragen, was sind die Hintergründe dieses interessanten Loses? Es hat eine recht außergewöhnliche Geschichte. Die Karte fand vor rund 20 Jahren ein normaler Briefmarkensammler in einer Rundsendung. Sie sollte damals 30 Mark, also circa 15 Euro, kosten und gefiel dem Sammler aufgrund der außergewöhnlichen modernen Zeichnung so gut, dass er sie – eigentlich als Geschenk gedacht – kaufte. Sie verschwand dann in einer Kiste, wurde vergessen, bis eben zwei Jahrzehnte später der Sohn des Sammlers diese sah und meinte, man müsste sie einmal einem Fachmann vorlegen. Immerhin sei es ein handgezeichnetes Original, das vielleicht „künstlerischen“ Ursprungs sein könnte. So kam der Kontakt zu dem Auktionator Daniel Stade zustande, der die Karte sah und sich sofort bereit erklärte, diese in seine kommende Auktion aufzunehmen, allerdings noch keine Angabe machen wollte, zu welchem Ausrufpreis. Dafür seien noch Recherchen erforderlich.
Stade fand heraus, dass der auf der Rückseite dieser einmaligen „Ansichtskarte“ grüßende Künstler – man liest nur dessen Vorname „Werner“ – vermutlich Werner Graeff aus der Bauhaus-Schule in Weimar war, der hier zum Drachenfest 1921 seine einmalig kunstvolle Handschrift hinterließ. Stade setzte die Karte daraufhin mit 1 000 Euro an, was dem Einlieferer bereits „mutig“ erschien. Ob die Karte zu diesem Preis denn überhaupt verkauft würde, wagte er zu zweifeln. Der Einlieferer gab aber auch freimütig zu, dass er eben keine Ahnung habe, schöne Kunst – was immer man darunter verstehen möge – ihm einfach nur gefalle. Der Kenner, zumal Daniel Stade, aber wusste, welches Potential solch eine Karte hat, was mit dem Begriff „seltene Ansichtskarte“ in der Losbeschreibung stark untertrieben ist, denn diese Karte ist einmalig, ein Unikat, wie Sammler solche Stücke bezeichnen.
Daniel Stade, er ist mit seinem Unternehmen übrigens auch Mitglied des APHV, zeigte sich hoch erfreut, der Einlieferer ebenfalls, denn dieser hatte mit dem Ergebnis bei weitem nicht gerechnet. Ein kleiner Kistenfund entwickelt sich zum Highlight! Aus 30 DM wurden 7 500 Euro (abzgl. Einlieferergebühr). Dennoch ein schöner „Batzen“, der nun fein zwischen Vater und Sohn geteilt wird. Was wiederum zeigt: Mit Kenntnis und etwas Glück sind auch heute noch Schatzfunde möglich. Dabei muss es eben nicht immer Picasso sein!