Reinhard Krüger: Die Kriegsgefangenen-Gedenkmarke der BRD von 1953
(wm) Kann man 145 Seiten zu einer „modernen“ Sondermarke schreiben? Man kann. Krüger kann! Er entfaltet eine Monografie dieses Postwertzeichens (MiNr. 165), in der wahrlich alle Aspekte, die zur Entstehung, zu den Hintergründen, selbst zu dem 1953 gewählten konkreten Ausgabetag gehören, eingehende Behandlung finden. Auslösendes Motiv für den Autor, sich derart intensiv mit dieser Marke zu beschäftigen, war wohl die eigene Familiengeschichte, denn sein Vater war einer der zahllosen Kriegsheimkehrer, der nach vielen Jahren russischer Gefangenschaft noch den Weg zurück in die Heimat fand. Krüger versteht es auf seine übliche unnachahmliche Weise diese Marke in den damaligen geschichtlichen, genauer gesagt, politischen Zeitkontext einzuordnen. Die Rolle Konrad Adenauers mit seiner „Verschleppungspolitik“ in der „Kriegsgefangenenfrage“ wird dabei ebenso deutlich wie die der Deutschen Bundespost, die diese Problematik wirkungsvoll begleitete. Dass die Marke in Wirklichkeit eine „Gefangenenmarke“ war und auch so verstanden wurde, zumal in der DDR, zeigt er mit Blick auf Ost und West auf, natürlich auch mit den Reaktionen der DDR, u.a. mit der sog. „Adenauermarke“. So entsteht aus vielen Puzzlesteinen ein geschlossenes Bild, das nicht nur – dank der endlos zahlreichen Belege mit solchen Marken in allen Verwendungsarten, Destinationen und Portostufen – beeindruckt, sondern noch weit darüber hinausgeht: Bis hin zu technischen Fragen der Schwärzungen dieser Marken und anderen Arten der Unkenntlichmachung!
Das Buch ist ein hervorragendes Beispiel, wie Politik und Philatelie untrennbar miteinander verbunden sind, auch ein Beweis, dass kein Postwertzeichen – dieses schon garnicht! – einfach so im luftleeren Raum entsteht. Man kann es nur empfehlen, auch wenn die gewählten Schriftgrößen angesichts des zu vermutenden Alters der Leser recht klein geraten sind.
Format DIN A5, Band 189 der Schriftenreihe der Poststempelgilde, 145 Seiten, zahlr. Farbabb., broschiert. Kontakt: Jürgen Zalaszewski, Postfach 12 02, 85074 Manching, Tel. 0 84 59/69 78, E-Mail: info@poststempelgilde.de, www.poststempelgilde.de