Ray Simpson / Karl Louis: Great Britain Victorian Mixed-Franking Covers illustrating Postage Stamp Development

(Wolfgang Maassen RDP FRPSL, AIJP) In letzter Zeit mehren sich bedeutende Werke, in denen erhalten gebliebene und/oder bekannte Frankaturen der Frühzeit der Philatelie, der sog. ‚klassischen‘ Philatelieperiode, erfasst und gelistet werden. Der Computer macht es heute leichter denn je, solche Vorhaben in die Tat umzusetzen, wenngleich jahre- manchmal jahrzehntelange Recherche die Voraussetzung sind, solche Werke zusammenzustellen. Für Sammler wie Händler sind diese zuweilen gar mehrbändigen Bücher wertvolle Quellen, denen sie zahllose Angaben zur Seltenheit oder Häufigkeit bestimmter Frankaturkombinationen entnehmen können.

Ray Simpson und Karl Louis haben dieses Projekt gemeinsam für die britischen Mischfrankaturen der Viktoriazeit in Angriff genommen und dabei kam dann ein großformatiges 273-Seiten-Buch zustande, das unendliche viele Einzelinformationen, meist in Tabellenform, enthält. Die Ausgangsbasis für dieses beeindruckende Werk war die Papierkartei <card index> (nicht digitalisiert!) von Karl Louis, die dieser bekannte Großbritannien-Experte und Prüfer im BPP über Jahrzehnte aufgebaut hat. Bis zu 100.000 (!) Objekte der britischen Philatelie sind darin minutiös mit Kurzinformationen gelistet und nachweisbar. Daraus entwickelten beide Autoren ein Konzept der Bearbeitung, das sowohl für Postgeschichtler wie traditionelle Ländersammlung von Interesse ist: Denn sie behandeln in 16 einzelnen Kapiteln alle Serien und Einzelmarken, selbst auch die Ganzsachen, die seit 1840 in Großbritannien erschienen sind, und weisen für jedes Postwertzeichen mögliche Mischfrankaturkombinationen, deren Destinationen und Seltenheitseinschätzungen nach. Insgesamt zu über 1.200 Belegen! Indirekt wird dabei auch die postgeschichtliche Entwicklung der britischen Post sehr deutlich, denn diese Postwertzeichen veränderten über die Jahrzehnte der viktorianischen Regierungszeit Farben und Aussehen, spiegelten also die Fortschritte im Postwesen deutlich wider. Das letzte Kapitel (17) führt in den Ansatz der Bewertungen dieses Materials ein, die einzelnen Bewertungen sind jeweils in der Tabelle mit angegeben. Gerade diesem Kapitel dürften Sammler wie Händler besondere Aufmerksamkeit widmen. Denn die Autoren haben sich für die vorgenommen Bewertungen ein ungewöhnliches System ausgedacht, das nach langer Diskussion, auch mit anderen Experten, zustande gekommen ist. Die Bewertungsziffern basieren auf der Basis der Stanley Gibbons-Bewertung für normale Frankaturen, nachzulesen im SG Spezialkatalog. Für die Mischfrankatur wurde die Bewertung für die teuerste Marke auf Brief zugrunde gelegt und diese mit einem Multiplikator versehen, so dass der Leser eine Werteinschätzung erhält, die auf gleicher Katalogbasis erfolgt. Dabei wird aber auch deutlich, wie wirklich selten eine Mischfrankatur im Vergleich zur normalen Einzelfrankatur auf einem Beleg ist.

Zahllose Briefe und Belege aller Art – es sind wohl mehr als 400 – werden nicht nur gelistet und ausführlich gewürdigt, sondern auch in Farbe illustriert, wobei jeweils die Quellen der Vorlagen mitgenannt sind. Die Wissens- und Informationsfülle ist wahrlich umwerfend und in dieser Form erst- und einmalig. Das Buch ist eine Hommage an den Zauber der klassischen Philatelie Großbritanniens, eine Würdigung, die wohl verdient ist.

Das Buch ist für 75 GBP (zzgl. Porto: Europa 12 GBP, USA 28 GBP, Rest der Welt 19 GBP) beim Herausgeber MJPublications erhältlich. Siehe Internetseite: http://www.mjpublications.com/ mit Bestellmöglichkeit per E-Mail.