NEU ERSCHIENEN: Walter Hopferwieser: „Pioneer Rocket Mail & Space Mail“

(wh/pcp-wm) Rechtzeitig vor dem 50. Jahrestag der ersten bemannten Mondlandung erschien das Handbuch und Spezialkatalog „Pioneer Rocket Mail & Space Mail“ auf Englisch. Es löst den Ellinton Zwisler-Katalog ab, der die letzten 50 Jahre die Bibel für Raketenpost war. Die einzelnen Raketenstarts samt technischen, historischen, biographischen und philatelistischen Hintergründen werden ausführlich und leicht verständlich beschrieben. Die geflogenen Belege und Raketenvignetten werden detailliert bewertet.

Einer der im Buch vorgestellten Raketen-Experimentatoren aus der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen war der Österreicher Friedrich Schmiedl. Er schoss zahlreiche Postraketen vom Grazer Hausberg Schöckl ins Tal. Dieser Raketenpionier wollte nicht nur die Postversorgung beschleunigen, sondern auch die Weltraumfahrt beginnen. 1928 zündete er eine Rakete von einem Stratosphärenballon und fünf Jahre später setzte er einen Höhenballon von einer Rakete aus. 1931 startete Schmiedl die oberste Stufe einer 520 kg schweren dreistufigen „Raumrakete“, für deren Realisierung das Geld nicht reichte. Schmiedl testete Raketenformen und Treibstoffe. Weil Schwerkraft und Luftwiderstand in größerer Höhe abnehmen, benötigen große Raketen die meiste Schubkraft beim Start. Dies führte ihn zu Kegel- und Trichterraketen. Weil Schmiedl afrikanische Wüsten für den idealen Startplatz von Weltraumraketen hielt, entwickelte er gegen Hitze und Kälte unempfindliche Treibstoffe, die lange lagerfähig waren. 1935 beförderte er Post mit zwei Flüssigkeitsraketen. Reinhold Tiling, der für seine Raketenflugzeuge zahlreiche Patente erhielt, starb 1933 beim Pressen von Raketentreibstoff. Keith Rumbel führte 1936 im Alter von 16 Jahren die erste internationale Raketenpost zwischen McAllen in Texas und Reynosa in Mexiko durch. Er studierte Chemie an der Rice Universität und am MIT und entwickelte später Feststoff-Treibstoffe für Polaris Mittelstrecken-Raketen. 1939 brachte die Post von Kuba Briefmarken für offizielle Raketenpost-Versuche heraus. Um das Werk abzurunden, wird der Wettlauf in den Weltraum ausführlich beschrieben. Selbst eingefleischte Sammler von Weltraum Briefmarken oder Belegen werden von manchen Forschungsergebnissen überrascht sein. So wollte Chefkonstrukteur Sergei Koroljow – der sowjetische Wernher von Braun – mit der N-1 Rakete schon 1974 Kosmonauten zum Mars bringen. Doch die politische Führung gab ihm immer wieder den Auftrag, die Amerikaner um jeden Preis zu schlagen. Dabei war er in ständigen Wettstreit mit den Konstruktionsbüros unter Wladimir Tschelomei und Michail Jangel. Anfang 1966 starb Koroljow während einer Routineoperation. Wegen seiner Bedeutung durfte ihn nur der beste Chirurg operieren. Dabei wurde übersehen, dass der Gesundheitsminister weniger Zeit am Operationstisch verbrachte und weniger improvisieren musste als die meisten seiner Kollegen.

Die erste Weltraumpost gab es 1960 als der amerikanische Spionagesatellit Discoverer 17 Briefe 31 Mal um die Erde beförderte. Die Rückkehrkapsel mit Filmen und Briefen wurde von einem Flugzeug aufgefangen. X-15 – ein Raketenflugzeug der USAF- stieß bis in den Weltraum vor. Bei einigen X-15 Flügen wurden philatelistische Belege befördert. 1969 nahm Neil Armstrong mit Apollo 11 einen Poststempel des U.S. Postal Service zum Mond. Mit ihm wurde nicht nur der offizielle Mondbrief gestempelt, sondern auch drei Probeabschläge angefertigt, von denen jeder Astronaut einen erhielt. Zwei Jahre später wurde David Scott der erste Postmeister auf dem Mond. Er hatte sogar zwei Poststempel zur Auswahl. Apollo Astronauten nahmen Umschläge zum Mond, die mit Apollo 14, 15 und 16 auf dem Mond landeten und mit Apollo 11, 12, 13 und 15 den Mond in der Kommandokapsel umrundeten. Die verschiedenen Typen sind abgebildet und ausführlich beschrieben. Die erste sowjetische Weltraumpost gab es im Januar 1969. Nach der Kopplung von Sojus 4 und 5 empfing Wladimir Schatalow zwei Briefe. Bevor 1975 ein Apollo mit einem Sojus Raumschiff koppelte, schlugen Sowjets eine internationale kosmische Post vor. Angesichts der Apollo 15 Briefmarkenaffäre winkte die NASA ab. Dafür schickte sie 1982 zusammen mit dem U.S. Postal Service mit dem Space Shuttle Challenger 261.900 Belege um die Erde – die erste für jedermann erschwingliche Weltraumpost. Als erste Raumstation hatte Saljut-6 zwei Kopplungsstutzen. Damit begann Ende 1977 ein reger Briefverkehr zwischen Kosmos und Erde, der bis heute anhält. Erstmals werden die Rätsel der Zenon Jankowski Blöcke gelöst. 1978 hatte die polnische Post zuerst Blöcke mit dem Bild des Ersatzkosmonauten gedruckt, die fast komplett vernichtet wurden. Warum flog Miros?aw Hermaszewski? Wie gelangten Kleinbögen in Sammlerhände? Warum wird der 6,90 Zloty Block wesentlich seltener auf Auktionen angeboten als der 1,50 Zloty Block, obwohl es von beiden 50 gibt?

Nach dem Ende der Sowjetunion intensivierte sich die Zusammenarbeit der USA und Russlands im Weltraum. Zwischen 1995 und 1998 koppelten Space Shuttles an die russische Raumstation Mir. Nach den Vorschriften der NASA dürfen amerikanische Astronauten keine Briefe und Belege in den Weltraum nehmen. Sie übernahmen jedoch die Aufgabe der Postboten für Kosmonauten. Daran änderte sich auch nicht viel, als 1998 die Errichtung der Internationalen Raumstation begann. Es dauerte bis 2008, bis die Russische Post einen Poststempel in die ISS brachte. Mit über 200 Seiten ist dieses Projekt erwartungsgemäß der Hauptteil des Buches. Abschließend werden die Unterschriften aller 570 Raumfahrer abgebildet. Sie reichen von Juri Gagarin bis Nicklaus Hague, der bis 3. Oktober 2019 in der Internationalen Raumstation leben und arbeiten soll. Eine kleine Sonderauflage enthält ein Blatt, das vom 21.3. bis 20.12.2018 im Weltraum war und dabei 175 Millionen km zurückgelegt hat. in der Internationalen Raumstation wurde es mit Poststempel, Stempel der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos und einem achteckigen Stationsstempel bearbeitet. Es wurde von den Kosmonauten Oleg Artemijew, Sergei Prokopiew und Alexei Owchinin unterschrieben.

Walter Hopferwieser: „Pioneer Rocket Mail & Space Mail“, 544 Seiten, Hardcover mit Glanzfolie. Übersetzt von Annika Backe-Dahmen . Erschienen im Eigenverlag. ISBN:  978-3-9500207-1-7. Verkaufspreis: 49 €. Sonderauflage: 167 €. Portofrei ab 5 Exemplaren. Zu bestellen bei: Walter Hopferwieser, Untere Hauptstraße 31, 7501 Oberdorf im Burgenland, Österreich, E-Mail: walterhopferwieser@gmail.com