„Gezackte Propaganda” wusste zu beeindrucken

(wm) Tief beeindruckt verließen am 2. Juni mehr als 20 Gäste den zweiten „Philatelistischen Frühschoppen“ des Consilium Philatelicum, der im Haus der Philatelie und Postgeschichte über mehr als zwei Stunden die Besucher in Bann gehalten hatte. Einzelne Teilnehmer dieser illustren Runde kamen aus Tansania, Sambia und aus Großbritannien – sie waren Mitglieder des „British Study Circle“, für den Dr. Jan Clauss ein mehrtägige Veranstaltung organisiert hatte. Referent Rüdiger Krenkel wusste mit seinen beiden Vorträgen tief zu überzeugen. Im ersten zeigte er dank seines reichhaltige „Belegfundus“ auf, wie die ideologische NS-Propaganda das gesamte Leben – Kultur, Gesellschaft, Wirtschaft etc. – durchdrang, beeinflusste und vergiftete. Kein Briefmarkenmotiv erschien zufällig: Marken und Stempel wurden als Mittel zum Zweck eingesetzt und missbraucht. Was daraus wurde, ist jedem nur zu gut bekannt und in Erinnerung.

Dass das unsägliche Geschehen fast 25 Jahre lang in der BRD keine nennenswerte Aufarbeitung in der Briefmarkenpolitik fand, bestenfalls mit Sondermarken an Kriegsgefangene, Flucht und Vertreibung erinnert wurde, zeigte Krenkels zweiter Vortrag. Es sollte Jahrzehnte dauern, bis sich diese Einstellung etwas änderte, also auch KZ, Vernichtung und Tod zumindest Erwähnung und Darstellung fanden. Häufig genug waren es eher die Widerstandskämpfer und einzelne Opfer, die gewürdigt wurden.

K1024_Krenkel_CPh_02_Juni_2018_Bonn_02_wm

Foto: Rüdiger Krenkel wusste einmal mehr die Zuhörer mit seinem Vortrag in den Bann zu ziehen. (Vorlage: Wolfgang Maassen)