Er ging leise, fast unbemerkt – aber wir werden ihn nicht vergessen: Hans-Hermann Paetow

Paetow_Hans_Hermann_IBBSifi 2009_2(wm) Es war nicht nur seine stille, zurückhaltende, stets freundliche und hilfsbereite Art, seine klug und aufmerksam schauenden Augen, mit denen er bei Freunden und Kollegen Eindruck hinterließ. Es war auch sein enormes Fachwissen, seine Kompetenz, seine Tatkraft, die er jedem, der es wünschte, zukommen ließ. Er hat die deutsche Philatelie über viele Jahrzehnte begleitet und bereichert.

Hans-Hermann (Walter Ernst) Paetow kam am 8. September 1931 in Lutterloh, Kr. Celle, zur Welt, er starb am 30. November 2016 in Bremen. Er war verheiratet und hatte zwei Töchter. Nach Besuch der Grundschule, eines Gymnasium und einer Privatschulde in Hamburg-Harburg von 1938–1952 legte er dort sein Abitur ab. Es folgte eine Schiffbau-Lehre bei G. Renck jun. KG Harburg/Howaldtswerke Hamburg von 1952–1954, dann eine Ingenieur/Fachhochschule in Hamburg, wo er von 1955 bis 1958 Schiffbau studierte und dieses Studium mit dem Ing. grad. abschloss, später dann auch diplomiert wurde. Er arbeitete anschließend bei der Schiffswerft H. C. Stülcken Sohn in Hamburg als Projekt- und Entwicklungsingenieur von 1958–1965, danach bis 1991 bei der Maierform GmbH in deren Schiffbau-Konstruktionsbüro in Bremen und bis zum Ruhestand 1997 bei Blohm + Voss AG in Hamburg in der Consulting Division.

Sammler war Paetow seit 1943, nachdem er eine Südafrika-Sammlung erhielt. Er wurde Juror und seit 1993 gehört er als Fachprüfer zum BPP (Fachgebiete: Prot. Böhmen und Mähren mit Mährisch-Ostrau und Theresienstadt sowie Generalgouvernement 1939/45 einschl. Frank-Kriegspropagandafälschung). Von 1982 bis 2003 war er allein bei sechs Großveranstaltungen leitend beteiligt: Unter anderem 1982 bei der 1. Bilateralen Ausstellung mit Polen in Bremen, 1995 beim 49. Bundes- und 96. Deutschen Philatelistentag in Bremen-Vegesack sowie 2003 bei der 1. Bilateralen A. mit Frankreich in Bremen. Zu seinen Spezialgebieten zählte das Protektorat Böhmen und Mähren; Generalgouvernement; Deutsche Feld- und Dienstpost; Besetzte Gebiete Zweiter Weltkrieg. Frühere Spezialgebiete wie Südafrika, Deutschland einschl. sämtlicher Nebengebiete oder British-Guyana führte er im Alter nicht mehr fort.
Kaum übersehbar waren seine Vereinszugehörigkeiten, die hier nur stichwortartig aufgezählt sind: Poststempelgilde (seit 1969); ArGe Deutsche Ostgebiete (seit 1970); ArGe Protektorat Böhmen und Mähren (seit 1970; 2006–2014 Vorsitzender, GSt-Leiter und Redakteur; seit 2014 Ehrenvorsitzender); Verein Bremer Briefmarken-Sammler (seit 1975; 1978-1982: 1. Schriftführer; 1982–1986 und 1994–2003: 1. Vorsitzender; seit 1986 Referat Sammlerschutz und Fälschungserkennung; seit 2009 Ehrenmitglied); ArGe Deutsche Feldpost 1939–1945 (seit 1977); ArGe GG (seit 1978; Gründungsmitglied; 1978–1991: 2. Vorsitzender, GST-Leiter und Rundbrief-Redakteur); Gesellschaft für deutsche Postgeschichte (1979–2006); ArGe Jugoslawien u. Nachfolgestaaten (1982–1999); Club Polonia im Polski Zwiazek Filatelistow, Warschau (1982–1993), BPhK von 1888 (seit 1982); Germany Philatelic Society, USA 1988–2014); Third Reich Study Group der GPS, USA (1988–2014); ArGe Zensurpost (seit 1991); Initiator der ArGe Bremen-Philatelie 1995 (Mitglied seit 1996); Dokumentations-ArGe „KLV“ (seit 2003); ArGe Tschechoslowakei (seit 2006).

Paetow war Autor mehrerer Artikel und Kurzberichte in den Heften zahlr. o.g. Argen und Vereine. Außerdem (Ko-)Autor des „Handbuch der Marken, Abarten, Plattenfehler und Bogenmerkmale“, 2003; „Die missbräuchliche Verwendung des Tagesstempels BAUSCHOWITZ a. d. EGER / BOHUSOVICE n. OHRÍ, Ub: g“ (The Misuse of the Datestamp BAUSCHOWITZ a. d. EGER / BOHUSOVICE n. OHRÍ, Ub: g), in: FFE-Journal Nr. 12, April 2009; „Ghetto Theresienstadt – Die Paketzulassungsmarke“, Berliner Philatelisten-Klub von 1888 e.V., Jahresband 2004. P. war überjahrzehnte auch als Referent zu seinen Fachthemen bei ArGen, Vereinen und Verbänden tätig.
Seine Exponate „GG 1939–1945“ erlangten Großgold bei der bilateralen Ausstellung Polen–BRD POSEN 1984 und zahlr. weitere Erfolge. Für „Die Victoria-Propaganda-Aktion 1941“ erhielt er bei einer Rg. 3 in Bremen 1987 Gold + EP).

Ehrungen: Verdienst-Nadel des BDPh in Bronze (1982), in Silber (1984) und in Vermeil (1988); BDPh-Nadel für Verdienste um Forschung und Literatur 1991 in Bronze und 1998 in Silber; Goldnadel für besondere Verdienste um die ArGe GG (1991); Silbernadel für bes. Verdienste um die ArGe Dt. Feldpost (1991); Eintragung in das Ehrenbuch des Nordwestdt. Phil.-Verbandes EWE (1999).

Die deutsche Philatelie, viele Vereine und Verbände, haben einen ihrer besten Kenner verloren. Er wird fehlen!

 

Foto: Wilhelm van Loo