Die Sammlung ERIVAN: Eine einmalige Vorab-Dokumentation

(wm) Angekündigt war eine „Ankündigungsbroschüre“, was in den letzten Tagen eintraf, war alles andere als das. Kunden und Interessenten bekamen ein Buch – und was für eines! Ein Hardcover-Buch, dessen Einband – er fühlt sich samtartig an – bereits andeutet, dieses Werk ist irgendwie anders. Wer die knapp 200 Seiten (!) aufmerksam liest, weiß, welch neuer Weg hier beschritten wurde. Einer Biografie des passionierten Sammlers und Unternehmers Erivan Haub folgen Einblicke in fünf Hauptgebiete der Erivan-Sammlungen (Altdeutsche Staaten, Zeppelin, Österreich und Lombardei-Venetien, Schweiz und Vereinigte Staaten von Amerika). Den Autoren dieses Buches ist etwas Ungewöhnliches gelungen: Sie haben – vergleichbar der Kunst generell – klassische Briefmarken, seien es Einzelstücke, Einheiten oder Briefe, als zeitgenössisches Dokument der jeweiligen sozialen, industriellen und politischen Entwicklung eingeordnet, damit auch deutlich werden lassen, dass alles – die groß- wie die kleinformatige Kunst – Hintergründen zu verdanken ist, die sich bei Briefmarken in Motiv, Gestaltung, aber auch ihrer Nutzung widerspiegeln.

Natürlich ist jeder dieser zuvor genannten fünf Schwerpunkte der Sammlung auch mit einem Kapitel „Raritäten aus der Sammlung ERIVAN“ versehen, aber auch deren Vorstellung vereinigt wiederum Post- und Produktionsgeschichte mit der damaligen Zeitgeschichte. Bei den Abbildungen von Seltenheiten und Raritäten findet man zwar Hinweise zu Provenienzen und zur Zahl bekannter Stücke, aber weder Preise noch marktschreierische Anpreisungen, was man nur als angenehm empfinden kann. Blättert man das Buch durch, fallen einem die zahlreich vorhandenen Reproduktionen von Gemälden mit post- und zeitgeschichtlicher Darstellung auf. Ebenso alte Landkarten und Stiche sowie Fotos aus vergangener Zeit. Die Integration dieses Materials ist sicherlich kein Zufall, denn das Buch richtet sich auch besonders an Kreise, die der Kunst und der Geschichte nahe stehen, also eher keine Philatelisten sind, wohl aber gerne ihr Geld für schöne Dinge des Lebens, für seltenes Kulturgut, ausgeben.

Man hat an Aufwand nicht gespart. Das Buch erscheint in verschiedenen Ausgaben: in einer deutschen Version (für Deutschland und die Schweiz), wobei die Innenteile jeweils landesspezifisch angeordnet sind, und in einer englischsprachigen Version, speziell für die USA. Soweit bekannt, wird es in einer Auflage von 15 000 Exemplaren weltweit verbreitet! Nicht nur an Philatelisten, sondern auch an Kreise, die für Investitionen in faszinierende Philatelie ansprechbar sind. Unabhängig davon, wie die am 1. Juni 2019 in Stockholm mit der ersten ERIVAN-Versteigerung eröffnete Auktionsserie verläuft, ist heute bereits eines sicher: Dieses Buch ist alles andere als eine „Ankündigungsbroschüre“, es ist eine exzellente Werbung für Philatelie, die einen begeistern kann, selbst wenn man sich viele der angebotenen Objekte nie leisten kann. Wenn die ersten Kataloge vorliegen, wird man allerdings auch sehen, dass nicht nur fünf-, sechs- oder gar siebenstellige Raritäten zum Angebot gehören, sondern ebenfalls so manches „kleine“ Stück, dass durch seine schöne Anmutung und seine Brillanz zu begeistern versteht.