Die Bill-Gross-USA-Sammlung sprengt alle Vorstellungen

(pcp-wm) Man fühlt sich an den alten Spruch, die USA sei das Land der unbegrenzten Möglichkeiten oder gar an das Gehabe eines derzeitigen US-Präsidenten („America first“) erinnert, wenn man sich die drei Versteigerungskataloge der renommierten Auktionsfirma Robert Siegel anschaut, die seit dem 3. Oktober 2018 die Sammlung des Börsengurus William H. Gross versteigert. Bereits die ersten beiden großformatigen Kataloge brachten mit ihren 235 + 237 Seiten immerhin 3,7 kg auf die Waage. Was sie enthielten, war phantastisches, vielfach einmaliges Material der ersten Ausgaben der USA mit all seinen Facetten und Besonderheiten.

In diesen Tagen traf bei Kunden des Hauses der dritte Luxuskatalog des Hauses Siegel ein, das in Zusammenarbeit mit Charles F. Shreve und Tracy L. Carey diese Versteigerung in New York organisiert. Dank der erneut großzügigen Präsentation der Einzelstücke und ihrer umfangreichen fast schon wissenschaftlichen Beschreibung auf höchstem Niveau waren es nun 383 Seiten, die man für die 552 Lose benötigte. Wiederum in einen aufwändigen Festeinband (Leinen mit Gold-Titel- und Buchrückenprägung) gestaltet, mit Schutzumschlag und einem genau auf die Maße des Kataloges abgestimmten Versandkarton, der auf einer Seite den Katalog werbewirksam abbildet. Dieses Mal steht bei den Losen die frühe US-amerikanische Postgeschichte im Vordergrund und man ist beim Blättern durch den immerhin 2,6 kg schweren Katalog geneigt, Shreves Aussage im Vorwort, die Bill-Gross-Sammlung sei die umfangreichste und bedeutendste US-Klassik-Sammlung, die jemals von einem Sammler zusammengetragen wurde, zuzustimmen. Allerdings auch seiner Vermutung, dass wohl kaum ein zweiter Sammler eine solche Kollektion noch einmal zusammentragen könnte. Dies dürfte inerster Linie eine Frage des finanziellen Aufwandes sein, den sich der Multi-Milliardär Gross als höchst erfolgreiches Börsen-Genie leisten konnte, vielleicht gar aus der Portokasse bezahlen konnte. Zum zweiten ist es auch eine Frage der Zeit und des philatelistischen Sachverstands, denn nicht alles kann man gegen Geld kaufen.

Im Februar 2019 hat sich Bill Gross aus dem Geschäft der Aktien und Fonds zurückgezogen und will sich nun mit seinen Kindern Jeff und Jennifer auf die Belange der von ihm gegründeten Familienstiftung konzentrieren, die über 390 Millionen US-$ zu verwalten hat. Auch die Erlöse dieser dritten Versteigerung der Gross-Sammlungen sollen – wie die der beiden vorangegangen 2018/19 – über die familiäre Stiftung wohltätigen Zwecken zu Gute kommen.

Zum Losangebot kann man nur sagen: Es bietet alles, was des Sammlers Herz begehrt. Und dies in einer Fülle, die erschlägt. Denn Gross hat von einer Marke – und sei sie noch so selten – nicht nur ein oder wenige Exemplare gesammelt. Er hat sie in alle nur denkbare Richtungen spezialisiert. Angefangen mit Farbtönungen, Schnitt oder Zähnung, Papier, Stempel, Einheiten, Briefe in allen nur erdenklichen Kombinationen und Destinationen und so fort. Darunter befinden sich natürlich die Großraritäten, die vom Auktionshaus häufig auf fünf- bis sechsstellige Preisansätze geschätzt werden, die zu erwarten sind. Aber es sind dabei auch kleine Pretiosen, die nähere Beachtung verdient haben.

Selbst wenn man nicht dieses Land oder diese Ausgaben sammelt, beeindruckt ein weiteres. Die Beschreibung der Lose. Das Auktionshaus ist dank der Mithilfe führender US-Philatelie-Experten in der Lage, jedes Los derart umfangreich mit Detail- und Hintergrundwissen zu schreiben, wie man es kaum ein zweites Mal findet. Nahezu durchgehend werden Provenienzen genannt und bislang erwähnte Registrierungen (census records) mit in Betracht gezogen. Damit gewinnt auch dieser Katalog Handbuchcharakter und dürfte in Zukunft für weitere Werke der US-Philatelie das maßgebliche Referenzwerk sein. Weitere Informationen und Bezugsmöglichkeiten des gedruckten Kataloges finden sich auf www.siegelauctions.com