Das Consilium Philatelicum präsentierte in Wiesbaden „Social Philately“
Das Thema ‚Social Philately‘ beeindruckte in Wiesbaden alle Besucher. (Foto: Wolfgang Maassen
(wm) Das Auktionshaus Heinrich Köhler in Wiesbaden unterstützt seit geraumer Zeit wertvolle philatelistische Vortragsveranstaltungen national wie international, um niveauvolle Philatelie interessierten Besuchern näher zu bringen. Auf Einladung des Hauses führte das Consilium Philatelicum des BDPh – dieses Gremium ist vergleichbar Philatelistischen Akademien in verschiedenen Ländern Europas – am 23. Juni 2018 ein ganztägiges Seminar zum Trendthema „Social Philately“ durch. Mehr als 30 Sammler fanden den Weg nach Wiesbaden und sie erlebten ein abwechslungsreiches Vortragsprogramm.
Zu Beginn ging es erst einmal um Definitionen und Verständnisweisen, denn der englische Begriff lässt sich nicht einfach übertragen. „‚Social Philately‘ oder ‚Gesellschaftsgeschichtliche Philatelie‘ ist die Identifizierung von Briefabsendern und Empfängern, sowie deren Rolle in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zum Zeitpunkt des Briefversandes“, konkretisierte Karl Louis, erfahrener Großbritannien-Philatelist und BPP-Prüfer, sein Verständnis und zeigte exemplarisch mit seinem Thema „Der Kampf um billiges Brot im frühkapitalistischen Großbritannien …“ auf, wie man dies mit eindrucksvollen Briefen an und von namhaften Politikern belegen kann.
Großbritannien-Experte Karl Louis brachte das Thema perfekt den Gästen näher. (Foto: Wolfgang Maassen)
Andere Referenten dokumentierten mögliche Wege dieses neuen Sammelansatzes an ihren Themen, die von der Zeit Napoleons, der deutschen Auswanderung in die USA im 19. Jahrhundert bis zur Nachkriegszeit und der Währungsreform reichten. Dass man selbst philateliegeschichtliche Themen wie „Dr. Paul Singer und die Shanahan-Auktionen“ oder „Neue Geschichten über den Pionier der Vorphilatelie“ im Sinne des „Social Philately“-Ansatzes aufarbeiten und damit völlig neue Einsichten in die jeweiligen Zeiten, Personen, Firmen etc. bieten kann, bewiesen weitere Referate. Der Reiz so zu sammeln, ist groß, die Schwierigkeiten, neben originalem Brief- oder Kartenmaterial als postalische Objekte dann aber auch das sog. „nicht-philatelistische Beiwerk“ als Originale zu erreichen, allerdings ebenso. Daraus kann dann aber – dies wurde mit der Möglichkeit der in Deutschland noch nicht sehr verbreiteten neuen Ausstellungsklasse der „Open Philately“ aufgewiesen – ein sehenswertes Exponat entstehen, das tatsächlich „Geschichten“ erzählt, die weit attraktiver auf Besucher wirken können als traditionelle Exponate. Eben weil sie das „wahre Leben“ dokumentieren, deren Personen mit ihren postalischen Objekten Spuren hinterlassen haben.