68. AIX-PHILA Briefmarkenauktion am 26. Juni in Aachen: Deutsche Kolonien Teil I

(Aachen/pcp) Auch im Schatten der roten Mauritius gelang dem Aachener Auktionshaus AIX-PHILA ein großer Wurf mit der Online-Versteigerung des ersten Teils einer großen Kolonialsammlung, welche die Auslandspostämter und Kiautschou umfasste. 606 Lose von 10 bis 25.000 Euro kamen unter den Hammer, alle – bis auf zwei zurückgezogene Positionen – wurden zugeschlagen, wobei fast keine Marke bei ihrem Startpreis stehen blieb. Schon die schriftlichen Gebote ließen erahnen, wohin die Reise gehen würde, Livebieter aus aller Welt hatten sich angemeldet und ließen diese Auktion zu einem wahren philatelistischen Fest werden.

Hier beispielhaft einige Resultate: China mit der Vorläufermarke 2 Mark (Mi. 37 f) und Stempel SHANHAIKUNAN schoss von 50 auf 1.000 Euro, ein doppelter Handstempelaufdruck auf einer 5 Pf Germania postfrisch stieg von 1.000 auf 3.500, ein Feldpostbrief nach Leipzig mit Stempel PAOTINGFU aus der Zeit der Petschiliunruhen erzielte 3.100 Euro (Ausruf 500), und die 5 Mark Kaiserjacht aus Kiautschou – ebenfalls mit Feldpoststempel – verdoppelte ihren Ausruf von 1.500 Euro. Die unverausgabte Serie Deutsches Reich von 1905 mit Aufdruck in lateinischen Buchstaben (Mi.-Nr. VIII a–n) inkl. der 3 Pf mit Plattenfehler DFUTSCHES wurde mit 4.700 Euro zugeschlagen (Ausruf 2.000), ein gleichartiger Satz von Marokko erzielte nach 2.000 Euro Ausruf genau das Doppelte. Sehr gefragt waren die Vorläuferausgaben Türkei mit den Marken des Norddeutschen Postbezirks: Hier wurde zum Beispiel ein Brief von CONSTANTINOPEL nach London von 250 auf 3.700 Euro hoch katapultiert, ein weiterer Brief mit der 2 M (Mi. 37 f) als Einzelfrankatur von Beirut nach Leipzig kam auf 3.000 Euro und verzwölffachte so seinen Ausruf. Auch Abarten und Besonderheiten waren gefragt: Die Mi-Nr. 36 I 5 Pf Germania im waagerechten Paar mit verschobenem Aufdruck wurde mit 500 Euro ausgerufen und endete bei 3.100 Euro. Obwohl bis dahin bereits eine Fülle von Spitzenpreisen erzielt werden konnte, toppten die Ausgaben von Kiautschou all dies noch beträchtlich, vielleicht auch deshalb, weil sich einige chinesische Bieter zusätzlich an der Auktion beteiligten: Los 451, eine 2 Mark (Mi. 37e) mit seltenem Feldpoststempel No1 aus KAUMI wurde mit 300 Euro ins Rennen geschickt, minutenlanges Bieten und schließlich 6.600 Euro Zuschlag! Dieselbe Summe erzielte die sehr rare 3 Pf mit diagonalem Aufdruck CHINA (Mi. V 1I).

Furioses Finale dann mit der Versteigerung von etlichen Dutzend Aufdruckmarken der 1. und 2 TSINGTAU-Provisorien in allen Varianten: Ein senkrechtes Bedarfspaar der Mi.-Nr. 1 Ie mit nur einem kurzen Blaustrich kam auf 4.500 Euro (Ausruf 2.500), ein Zehnerblock der Nr. 1 IDDF mit doppeltem Wertaufdruck kletterte von 1.000 auf 2.700 Euro und die Aufdruckmarke Nr. 2 (2. Tsingtau-Ausgabe) von 1.200 auf 3.800 Euro. Danach kamen dann 6 Raritäten an die Reihe alle mit Besonderheiten der 2. Tsingtau-Ausgabe, wobei die Resultate durchweg klar im 5-stelligen Bereich lagen: Mi.-Nr. 3 Ausruf 10.000 Zuschlag 30.500 Euro. Nr. 3 DD Ausruf 20.000 Zuschlag 31.500, Nr. SZd 2+3 gleich 2x Ausruf je 20.000 Euro Zuschlag 37.000 bzw. 37.500 Euro und Nr. 4 DD3 im Paar mit Fehldruck „fP“ Ausruf 20.000 Zuschlag 26.000; das Titelstück, ein Brief mit 2 Aufdruckmarken der 2. Tsingtau-Ausgabe aber mit steilem Aufdruck spielte die verlangten 25.000 Euro ein. Die Beliebtheit dieses Gebietes wurde dann noch deutlich dadurch unterstrichen, dass als letztes Los eine Restsammlung den Startpreis von 3.000 auf immerhin 16.500 vervielfachen konnte.

So fiel die Gesamtbilanz dieser denkwürdigen Auktion für alle Beteiligten überaus erfreulich aus, konnte sich doch der Gesamt-Ausruf von etwa 270.000 Euro mehr als verdoppeln! Ebenfalls steigt sicher schon jetzt die Vorfreude auf den 2. Teil dieser Sammlung, gelangen dort ebenfalls zahlreiche Raritäten nicht nur aus der deutschen Zeit, sondern auch aus der Epoche der britischen und französischen Besetzung unter den Hammer!