100 Jahre Briefmarken-Nickl

(pcp-wm) Leider konnte Max Ludwig Nickl (* 5. Dezember 1926) das runde Jubiläum nicht mehr erleben; er starb am 19. November 2008 in Neu-Isenburg. Das bekannte und seit vielen Jahren in Offenbach ansässige Briefmarkengeschäft hatte sein Vater Max (1897–1984) ursprünglich in Linz an der Donau gegründet, als er dort Schreibwarengeschäfte und Buchhandlungen mit Briefmarken-Auswahlen belieferte. Am 1. September 1921 kam eine neue Geschäftsniederlassung in Leipzig dazu. Von 1927–1941 betrieb Max Nickl dieses Geschäft als reines Versandgeschäft für Kunden in aller Welt. Schwerpunkte waren Fehllisten und Auswahlen, aber auch ein eigenes Album wurde 1924 herausgegeben. 1941 wurde der Handel infolge Einberufung zum Kriegsdienst und der internationalen Beschränkungen weitgehend stillgelegt. Im Februar 1944 erlitten Haus und Geschäftsräume im oberen Stockwerk starke Beschädigungen durch Brandbomben, die nur mit Mühe nach der Rückkehr Nickls 1945 aus der Kriegsgefangenschaft notdürftig wieder hergerichtet werden konnten. 1948 wurden schon wieder 40 000 Preislisten versandt.

Ende der 1950er-Jahre mehrten sich die Schwierigkeiten für den privaten Briefmarkenhandel in der DDR. Anfang 1960 folgten Wirtschaftsprozesse gegen deren Betreiber und die Firmen, darunter auch Nickl sen. Seine Firma wurde 1959 enteignet, so dass er danach Leipzig verließ und seinem Sohn Max Ludwig Nickl nach Offenbach folgte, wo dieser seit 1948 eine eigene Briefmarkenfirma betrieb. Nickl jun. übernahm die Geschäftsführung, und nach dem Tod des Firmengründers 1984 leitete dieser die Firma allein. Nach der Wende konnte durch einen Prozess im Sommer 1992 die Aufhebung des Beschlagnahmeurteils von 1959/60 erreicht werden. Die enteignete Ware war aber nicht auffindbar, lediglich ein kleiner Teil der ursprünglich 30 Bände umfassenden Österreich-Stempelsammlung, die man im Ostberliner Postmuseum aufstöbern konnte und die dann an die rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben wurde. Der Warenbestand war – so Nickl jun. – offenbar in bewährter Manier gegen harte Währung in den Westen verkauft worden, die Reste an die HO-Läden der ehemaligen DDR. Zu Beginn des neuen Jahrtausends zog er sich ins Privatleben zurück. Die Firma übergab er am 1. Juli 2001 an seinen erfahrenen Mitarbeiter Peter Fuhr. Dieser erweiterte das Sortiment auf die Bereiche Numismatik und Mineralien und feiert heute das 100jährige Bestehen des Traditions- und Familienunternehmens.

Foto: Eine auffallende Jubiläumswerbung der Firma Briefmarken Nickl in Offenbach. (Vorlage: privat)