Zum Gedenken an Karl Heimann aus Kassel

(pcp-wm) Am 21. Juni 2020 verstarb „nach einem langen und erfüllten Leben“ – so eine Traueranzeige – Regierungsdirektor a. D. Karl Heimann (geb. am 16. Juli 1928 in Frankfurt). Er gehörte zur Generation „Meschenmoser“, also zu den Philatelisten, die den Zweiten Weltkrieg, die folgenden Notzeiten und die Teilung Deutschlands hautnah miterlebt hatten und in ihrem literarischen Schaffen diese Vergangenheit post- und philateliegeschichtlich aufarbeiteten. Beruflich wie philatelistisch war er weithin anerkannt, ein akribischer Forscher und Spurensicherer.

Seine Spezialgebiete galten der Dienstpost Mitteldeutschlands (später: DDR), der Deutschen Militärmission in der Türkei 1915–1918 ebenso den Deutschen Besetzungsgebieten 1939–1945. Außerdem sammelte er Briefe aus dem spanischen Bürgerkrieg. Er engagierte sich in zahlreichen Vereinen und Arbeitsgemeinschaften, so z.B. in der Poststempelgilde ab 1958 (Ehrenmitglied seit 5. Oktober 2002), im Verein für Briefmarkenkunde Kassel und im Verein für Briefmarkenkunde Frankfurt (ab 1950). Er gehörte der ArGe Spanien (2. Vorsitzender ab 1994), der ArGe „Dienstpost in Mitteldeutschland“, später umbenannt in „ArGe Dienstpost der DDR“ an. Für diese ArGe gab er von 1958–1974 allein 100 Rundbriefe heraus. Auch als Prüfer und Experte hinterließ er Spuren. Von 1963–1986 war er BPP-Prüfer für DDR Dienst Gruppe V–C, prüfte aber auch Gruppe A, D–E.

Sein literarisches Schaffen war immens. Eine kurze Aufzählung mag dies verdeutlichen. Er schienen u.a.: Die Marken des zentralen Kurierdienstes und ihre Vorläufer (1962); Katalog der für den Zentralen Kurierdienst verwendeten Tagesstempel und ihrer Kennbuchstaben (1966); Katalog der Absenderfreistempel des Zentralen Kurierdienstes (1972); Die Funknachrichtenkarten der eingeschlossenen Kanal- und Atlantikfestungen 1944–1945 (1980, Heft 89 der Neuen Schriftenreihe der Poststempelgilde) und Die Funknachrichtenkarten der eingeschlossenen Besatzungen der Ägäis-Inseln und von Breslau 1944–1945 (1983, Heft 94 der Neuen Schriftenreihe) (im Gildebrief 190 Ergänzungen zu den beiden letztgenannten Werken); Kriegsausgaben unter deutscher Besetzung 1940–1945 (1997, Heft 148 der Neuen Schriftenreihe); Die Briefstempel der deutschen Militär-Mission in der Türkei und der deutschen Feldpost der Heeresgruppe „Jildirim“ (Bd. 149 der Neuen Schriftenreihe der Poststempelgilde, 1998); Spanien 1936 bis 1939 (Schriftenreihe Neues Handbuch der Briefmarkenkunde, Bd. 53, 1999); Autor zahlreicher Artikel über verschiedene Themen in diversen Fachzeitschriften wie philatelie, DBZ, Michel-Rundschau, sammlerdienst und Deutschlandsammler.

Für sein Lebenswerk wurde er 1992 mit der BDPh-Verdienstnadel in Silber für Forschung und Literatur ausgezeichnet und 2004 wurde ihm die Kalckhoff-Medaille verliehen. Er wird seiner großen Familie, seinen Freunden und Bekannten, aber besonders der deutschen Philatelie fehlen.