Vor 175 Jahren begann in Deutschland das Briefmarken-Zeitalter
(wm-pcp) „Schmucklose Premiere“ titelte Christoph Renzikowski in seinem fast ganzseitigen Artikel in der Rheinischen Post am 30. Oktober 2024 und spielte damit auf die ersten sog. Quadratausgaben Bayerns an, die ab dem 1. November 1849 erhältlich waren. In seinem Beitrag schildert er fachlich fundiert die Entwicklung, die diese Innovation damals ermöglichte. Dank guter Recherche und Kontakt zu Peter Zollner, dem Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Bayern im BDPh, weiß er, dass der Erstausgabetag Allerheiligen, also ein Feiertag war, an dem nahezu alle Postämtern geschlossen hatten. Das bewirkte die Seltenheit von Marken, die an diesem Ersttag verwendet wurden. Zollner sind insgesamt in 50 Jahren nur 31 Stücke bekannt geworden. Die größte Seltenheit – auch dies wird von Renzikowski erwähnt – dürfte der am 27. September 2024 versteigerte komplette Ersttagsbrief vom 1. November 1849 mit der 1-Kreuzer-Frankatur sein, der immerhin auf 440.000 Euro kletterte. Mag man dies als anzuerkennendes optimales Ergebnis interpretieren, verliert sich der Autor dann etwas in Interpretationen. Er zitiert Zollner, der der Meinung ist, dass Ausgaben nach 1956 so gut wie wertlos seien und wörtlich gesagt haben soll: „Damit können Sie Ihre Wand tapezieren.“ Er verweist aber auch auf dessen Hinweise zur Reduktion der Mitgliederzahlen im BDPh, die heute kaum noch ein Drittel von denen um die Jahrtausendwende seien. Last but not least verweist Renzikowski auf die Schließung von Filialen der Deutschen Post, darauf, dass immer weniger Briefe frankiert seien und wenn, dann meist mit den bei Sammlern unbeliebten selbstklebenden Marken. Sein Resümee: „Alles Anzeichen dafür, dass das Briefmarkenzeitalter auf sein Ende zusteuert.“ Ob damit wirklich alles gesagt ist?