Von zahnlosen Eisbären und unerwarteten Torpedoschüssen. Ein Vorbericht zur Auction Galleries Hamburg-Auktion in Hamburg am 1. Und 2. September 2017

K1024_BuM_Flugpostausgabe

(im/wm) Der kundige Leser wird es schon vermuten: Es geht um die Besetzungsausgaben des 2.Weltkrieges und die deutschen Feldpostmarken. Die Auflösung einer großartigen Sammlung in über 500 (!) Losen steht beim Deutschland-Angebot der 5. Auktion sicherlich im Vordergrund. Der seltenste Satz von Böhmen und Mähren ist die Flugpostausgabe (Mi.Nr. 20–27) von Mährisch-Ostrau; diese lokale Ausgabe erschien bereits vier Monate vor den regulären Marken des Protektorates. Ein postfrischer Satz mit dem Spitzenwert zudem in guter Zähnung „13 3/4“ ist in Randstücken im Angebot. Für das besetzte Albanien war im Jahre 1944 eine weitere Ausgabe geplant, die den berühmten Skanderbeg-Helm zeigt. Die Ausgabe wurde nicht mehr realisiert. Nur wenige Probedrucke aus der Wiener Staatsdruckerei blieben erhalten. Der angebotene Vorlagekarton ist von größter Seltenheit.

Die Besetzungsausgaben für das französische Dünkirchen sind gleich „reihenweise“ mit seltenen Paaren vertreten. Mini-Auflagen von 80–100 Stück sind die Regel. Zu den Spitzenstücken der Legionsausgaben gehört sicher ein ungezähnter Eisbärblock. Mit nur 100 Stück Auflage kann man ihn wahrlich nicht als Massenware bezeichnen.
Ungezähntes gibt es dann z.B. noch bei den Kanalinseln, genauer gesagt, bei der Landschaftsausgabe von Jersey oder bei den ukrainischen Hilfspostmarken von Wladimir-Wolynsk.

K1024_Feldpost_TorpedoschussUnd noch ein kurzer Blick auf die Feldpostmarken: Der „Torpedoschuss“ bei der U-Boot-Marke zeigt einen deutlichen Treffer…, aber auch die in guter Erhaltung selten anzutreffenden Inselpostmarken sind nahezu alle vertreten. Zum Abschluss des Angebotes kommen Kriegspropagandamarken unter den Hammer, darunter auch ein Randstück der beliebten „Frank“-Marke des Generalgouvernements.

Propaganda und Agitation

Die „KgU“, die „Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit“, operierte Anfang der 1950er Jahre von West-Berlin aus, um gegen die DDR zu agitieren. „Undeutsche Undemokratische Republik“ lautet die Inschrift auf den leicht veränderten überdruckten Fünfjahrplanmarken. Den Originalmarken täuschend ähnlich sahen diese Propagandafälschungen aus, zudem wurde die „Berliner Stalinallee“ gleich auch noch zur „Strasse des 17. Juni“. Gleich fünf Exemplare dieser im „Michel“-Katalog unter der Nr. 7 der Propagandafälschungen gelisteten Marken hat der Absender verklebt und, sozusagen als Tarnung, noch mit regulären Briefmarken zufrankiert. Der Brief, von Berlin nach Heidelberg gelaufen, wurde sogar „per Eilboten“ abgefertigt, wie es auch der rückseitige Stempel dokumentiert.

K1024_Undeutsche Undemokratische Republik

Rares aus der Bundesrepublik

K1024_Posthorn_dekorativeAbartNoch eine weitere Nachkriegsrarität: Eine 60 Pfg.-Marke aus dem bundesrepublikanischen Posthornsatz, linksseitig und zudem noch oben und unten je zur Hälfte ungezähnt und auch noch bedarfsmäßig verwendet auf einem Paketkartenabschnitt. Bis heute sind nur drei Exemplare bekannt.

 

Ein Blick über den Zaun…

…zeigt Hochwertiges von Italien, und zwar insbesondere aus der Zeit der Sozialen Republik 1943–1945. Das CLN (Comitati di Liberazione Nazionale), also das Nationale Befreiungskomitée veranlasste, dass in vielen Orten lokale Überdruckausgaben entstanden. In Mantua wurden alte italienische Marken mit „P.S.I. Mantova“ überdruckt, was dann soviel hieß wie „Volle italienische Souveränität!“. Ganze 150 Sätze wurden solcherart überdruckt und es sind heute gesuchte Raritäten. Angeboten wird der einzig erhalten gebliebene Viererblocksatz. Schweizer Klassik und beliebte Ausgaben von China sind preisstabile Gebiete und sie setzen dem „ausländischen“ Angebot einige Glanzlichter auf. Dazu gehört auch der „Schauspieler“-Block der Volksrepublik China, von dem ganze 20.000 Exemplare gedruckt wurden.

Insgesamt gelangen über 4 200 Lose zum Ausruf, davon allein fast 1300 Sammlungen und Posten aus aller Welt, ferner Ansichtskarten, Münzen und Banknoten sowie Autographen und Varia. Kontakt: Auction Galleries Hamburg, vormals Schwanke GmbH, Kleine Reichenstraße 1, 20457 Hamburg, Deutschland, Telefon: (040) 33 71 57, E-Mail: info@auction-galleries.de