Original-Kiloware – nach 60, 70 und mehr Jahren?

K1024_Hoerr_Hugo_Kiloware01(wm) Viele ältere Sammler erinnern sich heute noch gerne an die Kiloware, die die Deutsche Bundespost in den 1950er-Jahren verkaufte. Schatzsucher fanden damals seltenere Marken und Einheiten, zuweilen solche mit Plattenfehlern und anderen Abarten. Solche Angebote sind heute Geschichte, längst vorbei und von vielen vergessen. Eher eine kleine Sensation ist es dann, wenn ein vielleicht vergleichbarer Fundus einmal wieder – weitgehend unberührt – aus einem umfangreichen Nachlass auf den Markt kommt. Zwar nicht von der Deutschen Bundespost, sondern von einem Unternehmen, das bereits in den 1930er-Jahren für Kiloware weltbekannt wurde.

K1024_Hoerr_Hugo_Kiloware05Die Rede ist von der Firma COSMOPHIL und deren Besitzer, Dr. rer. pol. J. Hugo Hörr. Eigentlich hatte der um 1900 geborene aus Litzelstetten-Mainau am Bodensee stammende spätere Jurist nach seinem Volkswirtschaftsstudium Wirtschaftsprüfer werden wollen. Dies wurde er zunächst auch, entschied sich aber 1931 für eine andere Karriere, nämlich die des Berufsphilatelisten. Entscheidend dürfte seine Liebe zur Philatelie gewesen sein. Bereits an der Oberrealschule hatte er einen Tauschzirkel gegründet, wenige Jahre später spezialisierte er sich als Sammler auf die Hermesköpfe Griechenlands, aber auch auf die Ausgaben der Hochinflation und der Türkei. 1941 gab er unter Mitwirkung von Dr. Emil Dub die erste Auflage seines Buches „Die Postwertzeichen des Sudetenlandes” heraus, ein Standardwerk, das 1963 in der vielen bekannten zweiten Auflage erschien. Da war Hörr bereits eine Legende. Denn mit seinem Kilowarenhaus COSMOPHIL (später hieß es Haus Hörr am See) war es ihm gelungen, Kiloware in den 1930er-Jahren und in den Jahren der Nachkriegszeit hoffähig zu machen. Er stand mit Lieferanten in hundert und mehr Ländern in Verbindung, die ihm regelmäßig Original-Kiloware per Paket zuschickten, Marken auf Briefstücken, die sie irgendwo und bei irgendwem ergattert hatten. Nicht nur die damals gängigen Frankaturen; es konnte auch so manch älteres Stück dabei sein. Das machte diese Kiloware zum „Original“, das für andere Händler nachzuahmen, wegen des Aufwandes fast unmöglich war. Hörr – und nach seinem Tod am 27. September 1965 – sein ihm nachfolgender Sohn sammelten und bevorrateten das schier unüberblickbare Material in der Firma in Konstanz. Vieles wurde geordnet und länderweise in Kisten sortiert, aber so manches blieb auch in den Originalpaketen, – bis heute nicht geöffnet und tiefergehend erschlossen.

In dritter Generation nutzte Gernot Hörr mit seinem Verlag Dr. J. Hugo Hörr Nachf. den Riesenfundus vorwiegend für Kalender mit echten Briefmarken, außerdem zu philatelistischen Visitenkarten, in die eine solche eingelegt war. Verständlich, dass dabei das Riesenlager nur vergleichsweise wenig abnahm und deshalb heute noch viel erhalten blieb. Eben dieses Lager kommt vom 21.–25. März 2017 – nach vielen Jahrzehnten des „Schlummerschlafes“ – beim Wiesbadener Auktionshaus Heinrich Köhler wieder auf den Markt, aufgeteilt in hunderte Lots, in denen forschende und suchende Philatelisten als Schatzsucher fündig werden können. Original-Kiloware gibt es also noch. Aber nur im Ausnahmefall!

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