Neunte Auktion der Sammlung ERIVAN: Brief aus Mecklenburg-Strelitz für 440.000 Euro versteigert

(Wiesbaden/pcp) Spannende Bietergefechte um Briefe und Briefmarken aus der Sammlung ERIVAN gab es bei der neunten Auktion am 25. März 2023 im Auktionshaus Heinrich Köhler zu beobachten. Briefmarkensammler boten vor Ort, online und am Telefon, um in den Besitz eines der begehrten Stücke aus der Sammlung des ehemaligen Tengelmann-Chefs Erivan Haub zu kommen. Die Sammlung ERIVAN gilt weltweit als eine der bedeutendsten der vergangenen hundert Jahre.
Insgesamt wurden bei der neunten Auktion 307 Briefe und Briefmarken aus dem Sammelgebiet Altdeutsche Staaten versteigert. Die Dynamik war enorm. Es gab viele sechsstellige Zuschläge nach teils großen Aufsteigerungen mit hitzigen Bietergefechten. „Wir sehen einen Zusammenhang zwischen den Auktionsergebnissen und den Unsicherheiten bei Finanzanlagen. Die Menschen suchen nach neuen Möglichkeiten, Geld in Sachwerten anzulegen“, sagt Karl Louis, geschäftsführender Gesellschafter bei Heinrich Köhler.

Die Highlights im Detail:

* Einer der kostbarsten Briefe der Altdeutschen Staaten mit der ersten Marke aus dem Gebiet Mecklenburg-Strelitz wechselte den Besitzer bei 440.000 Euro. Der Startpreis war 80.000 Euro.
* Der „Kehrdruckblock Deutschlands erster Briefmarke“ aus dem Sammelgebiet Bayern erzielte 360.000 Euro. Der Startpreis lag bei 200.000 Euro.
* Der Lübecker Brief mit dem Fehldruck „ZWEI EIN HALB statt ZWEI“ wurde von 40.000 Euro auf 270.000 gesteigert.
* Ein waagerechtes Brückenpaar mit zwei Marken aus Baden erzielte bei einem Startpreis von 50.000 Euro spektakuläre 210.000 Euro. 1988 war das Markenpaar von Erivan Haub für 210.000 D-Mark ersteigert worden.
* Einer der spektakulärsten Briefe der Helgoland-Philatelie von 1872 erzielte bei einem Startpreis von 8.000 Euro 32.000 Euro.
* Ein Brief mit braunschweigischer Briefmarke von Hans Freiherr von Veltheim, der 1853 vom preußischen Oschersleben gar nicht hätte verschickt werden dürfen, wurde von 5.000 Euro auf 28.000 Euro gesteigert.
* Ein Brief der Eisenhüttengesellschaft Augustfehn mit drei 1/3 Groschen Briefmarken von Oldenburg 1861 erzielte 19.000 Euro. Der Startpreis hierfür lag bei 8.000 Euro.

 

Zuschlag bei 360.000 Euro für den Schwarzen Einser aus Bayern

Viele Sammler warten Jahre darauf, ihre Sammlung zu vervollständigen. Oft geht es dabei um ein einziges Stück, für dessen Erwerb sie viel Zeit, Geduld und Geld investieren. Selbst erfahrene Bieter fiebern wochenlang auf die Auktionen der Sammlung ERIVAN hin. „Denn viele Stücke kommen zum ersten Mal seit über 30 Jahren wieder auf den Markt. Das ist schon etwas ganz Besonderes“, erklärt Karl Louis.

Große Aufmerksamkeit im Auktionsaal am vergangenen Samstag erhielt ein Block mit zwölf Exemplaren der ersten deutschen Briefmarke, des sogenannten Schwarzen Einsers aus Bayern 1849. Dabei war ein Exemplar versehentlich kopfstehend eingedruckt. Bei einem Startgebot von 200.000 Euro wurde der sogenannte Kehrdruckblock nach einem kurzen Bietergefecht zwischen mehreren Bietern im Saal für 360.000 Euro versteigert. „Dieses Ergebnis ist ein weiteres Indiz dafür, dass Fehler auf Briefmarken beliebt sind und diese kleinen menschlichen Unzulänglichkeiten Euphorie bei vielen Bietern auslösen“, so Dieter Michelson, ebenfalls geschäftsführender Gesellschafter bei Heinrich Köhler.

Großes Interesse bei den Bietern erhielten auch zwei weitere Briefe aus Bayern. Der mit drei seltenen Bayern-Briefmarken frankierte Brief an die Königin Marie Friederike Amalie von Griechenland von 1852 wurde von einem Startgebot von 8.000 Euro von Bietern auf 52.000 Euro gesteigert und ein Brief mit einer sogenannten Mischfrankatur aus dem Schwarzen Einser und einer 3-Kreuzer-Marke erzielte bei einem Startgebot von 40.000 Euro ein Ergebnis von 75.000 Euro.

Für Begeisterung bei den Sammlern sorgte auch ein Brief aus Mecklenburg-Strelitz mit einem Startpreis von 80.000. Für herausragende 440.000 Euro bekam der neue Besitzer den Zuschlag. „Die erste Briefmarke von Mecklenburg Strelitz auf einem Brief ist schon etwas sehr Besonderes. Aber ein Zuschlag 440.000 Euro, das hätten wir nie erwartet“, so Dieter Michelson.

Auktionen beleben die Philatelie

Der Enthusiasmus am Auktionstag ist ein Beweis dafür, dass die Philatelie in den vergangenen Jahren einen regelrechten Aufschwung erlebt hat. Vom verstaubten Image ist nicht mehr viel übrig. „Das war die neunte Versteigerung der Sammlung ERIVAN. Seit Beginn im Jahr 2019 beleben die Auktionen den internationalen Philatelie-Markt und sorgen bei Händlern und Sammlern für große Begeisterung“, zieht Dieter Michelson, geschäftsführender Gesellschafter bei Heinrich Köhler, ein positives Fazit. Die Leidenschaft für Briefe und Briefmarken überträgt sich auch auf Menschen, die bisher noch keine Berührungspunkte mit der Philatelie hatten. „Wir merken, dass Briefmarkensammeln wieder im Trend ist. Uns suchen immer häufiger neue Sammler auf, die ihr Hobby aus Jugendtagen wieder aufleben lassen“, so Michelson.

Die nächsten Auktionen sind am 27. Mai 2023 in Essen (Deutschland ab 1872 – Sonderauktion auf der Internationalen Briefmarkenausstellung IBRA 2023) und am 23. September 2023 in Wiesbaden (Altdeutsche Staaten – 10. ERIVAN Auktion)