NEU ERSCHIENEN: Hansjürgen Kiepe: Der Bund der Philatelisten 1924–1937
(hjk/pcp) Vier Jahre, bevor die Arbeitsgemeinschaft 1928 in Berlin gegründet wurde, schlossen sich der Bund deutscher und österreichischer Philatelisten-Vereine und der Germania-Ring zum Bund deutscher Philatelisten-Verbände im In- und Auslande zusammen. Seine Geschichte stellt Dr. Hansjürgen Kiepe in knapper Form dar, sie bildet gewissermaßen den Hintergrund für die Chronik der Arbeitsgemeinschaft jener Jahre.
Die Verhältnisse im neuen Bund waren nicht spannungsfrei, schließlich konkurrierten in ihm unterschiedliche Verbände um die Vormachtstellung, insbesondere der „Pfeiler Berlin“ und der Germania-Ring. Einig waren sie sich bei der Unterstützung der von Dr. Herbert Munk (Berlin) betreuten 11. Auflage des Kohl-Briefmarken-Handbuchs, das zum Aushängeschild der deutschen Philatelie wurde und von dem in den Jahren 1926 bis 1936 fünf Bände erschienen, völlig uneinig dagegen bei dem Großereignis des Jahres 1930, der Weltausstellung IPOSTA in Berlin.
In der Zeit seines Bestehens entstanden im Bund die ersten Arbeitsgemeinschaften, außer den Kolonialsammlern 1931 „Infla“, der Verein der Sammler deutscher Inflationsmarken, der alsbald expansive Tendenzen erkennen ließ, und 1933 in Wien der „SAVO“, der Vorläufer des Deutschen Altbriefsammler-Vereins.
Der Bund der konkurrierenden Verbände überstand mit nur wenigen tausend Mitgliedern die schwere Wirtschaftskrise zu Beginn der Dreißigerjahre und sah sich nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten zeitweise der aggressiven Interessenpolitik des Briefmarkenhandels ausgesetzt. Infla machte sich zum Wortführer einer nationalpolitisch ausgerichteten Philatelie, die die Beschäftigung mit deutschen Marken zum „Dienst am deutschen Volkstum“ erklären wollte. Die zentralen Themen dieser Jahre waren die Ablösung der alten Verbände durch eine einheitliche, territoriale Gliederung des Bundes und der Umgang mit den jüdischen Mitgliedern. Bis zu seinem Anschluss an den Reichsbund 1937 hat der Bund deutscher Philatelisten-Verbände deren Ausschluss nicht akzeptiert — ein bewegtes Kapitel deutscher Philateliegeschichte, das der kenntnisreiche Autor dem Leser näherbringt.
Dies ist umso mehr zu begrüßen, als diese Themen selbst bis heute von früheren Vereinen und Verbänden gerne ausgespart werden. Anders bei Kiepe. Bereits 2004 und 2005 publizierte er Beiträge über „Dr. Munk, das Kohl-Briefmarkenhandbuch und das Dritte Reich“ sowie zum Thema „1941–1945: Die Gleichschaltung des Reichsbundes“ und – gemeinsam mit Wolfgang Maassen – gelang eine publizistische Dokumentation, die nunmehr u.a. auch mit der Beschreibung der treibenden Rolle des damaligen Briefmarkenhandels eine wertvolle Ergänzung fand.
Format 14 x 21 cm, 112 Seiten, mit 38 teils farbigen Abbildungen, Hardcover, Fadenheftung. Preis: 15 Euro, für Mitglieder der ArGe der Sammler deutscher Kolonialpostwertzeichen 12 Euro. Versand in Deutschland 3 Euro. Kontakt: Dr. Hansjürgen Kiepe, Helmoltstraße 2, 37081 Göttingen, E-Mail: dr-kiepe@t-online.de