Lotterie zur Karneval-Saison

(pcp-wm) Vor 140 Jahren war doch noch so manches anders. Während heutzutage das Rheinland, Düsseldorf, Köln, aber auch Mainz und anderswo der Karneval auf den Straßen und in den Festsälen der Städte kräftig gefeiert wird, wurde 1875 der Klub der Rheinländer Berlin e.V. gegründet, der den Karneval zu dieser Zeit in Berlin sesshaft machen wollte. Im gleichen Jahr wurde auch in Darmstadt ein Carnevals-Club ins Leben gerufen (DCC) und in Venedig wusste man auch schon, wie man diesen zu zelebrieren hatte.

Philatelistisch wurde der Karneval im 20. Jahrhundert zuweilen auch Marken und Ganzsachen belegt. Dass aber Briefmarkensammler-Verein eine noch viel engere Beziehung – zumal in Hamburg – zum Karneval hatten, ist kaum bekannt. Schauen wir also zurück: Da lud der Vorsitzende des Hamburger Philotelisten-Clubs, Louis May, zum 13. Februar 1875 zu einer Privat-Lotterie ins Klublokal ein. Er teilte mit: „Zur Carnevalsfeier 1875 sind dem Carneval-Philatelisten-Comité in Hamburg eine grosse Zahl seltener Briefmarken geschenkt worden, die zu versilbern Zeck dieser Lotterie ist …“

In Hamburg gab es also nicht nur diesen (seit 1871 bestehenden) Sammlerverein, sondern dieser hatte sogar ein Carneval-Philotelisten-Comité! Was andeutet, dass man wohl jedes Jahr aktiv im Jubel-Trubel-Heiterkeit-Geschehen mitgemischt hat. Das hätte man den eher als nüchtern und trocken verschrieenen Hamburgern gar nicht zugetraut. Der Sekretär Otto Menze und der Kassierer Adolph Sternberg waren übrigens zu dieser Zeit namhafte Briefmarkenhändler in der Hansestadt. Louis May war Redakteur des „Allgemeinen Briefmarken-Anzeigers“, der in Hamburg seit 1871 erschien. Er war so eine Art „Hans-Dampf-in-allen-Gassen“, der u.a. 1872 zum ersten Philatelistentag nach Lübeck eingeladen hatte. Wer allerdings das große Los bei der Lotterie gewann, darüber schwieg er sich in seiner Zeitung aus.

Dennoch: Vielleicht wäre dies ja auch einmal eine Idee für Sammlervereine heute, die begonnene „Fastenzeit“ philatelistisch zu beleben?

Abbildungsvorlage: Volker Köppel