Hermann-Deninger-Literaturpreis 2022 für Jan Billion

(wm-pcp) Hochrangige Literaturpreise kennt die deutsche Philatelie nur in geringer Zahl. Der Kalckhoff-Literaturpreis des BDPh zählt dazu und eben auch der seit 1971 vergebene Hermann-Deninger-Literaturpreis, der nach dem ersten Präsidenten des BDPh benannt ist, der von 1949 bis 1967 den Verband leitete und 1966 mit dem damaligen Bundespostminister Richard Stücklen die Stiftung gründete. Deninger war selbst ein zu seiner Zeit bekannter Autor und Sammler philatelistischer bzw. postgeschichtlicher Literatur.

Nach drei Jahren stand nun in diesem Jahr eine erneute Verleihung an. Die IBB in Ulm war ein sehr geeigneter Verleihungsort und in seiner Laudatio führte Wolfgang Maassen, Mitglied des Verleihungsausschusses, näher aus:

„Wenn man die Liste der 19 bisherigen Preisträger dieses nur alle drei Jahre verliehenen Literaturpreises näher anschaut, stellt man schnell fest, dass der Preis bevorzugt an bedeutende Werke der klassischen Philatelie oder der Postgeschichte vergeben wurde. Namen wie Werner Münzberg, Prof. Carlrichard Brühl, Dr. Martin Dallmeier und so manch andere fallen einem ein, die jeweils mit großartigen Monografien in Erscheinung getreten sind.

In diesem Jahr ist dies völlig anders. Denn der zu ehrende Preisträger hat bislang meines Wissens kein herausragendes Buch veröffentlicht. Aber er hat seit Jahrzehnten einen nicht nur bedeutenden, sondern sogar einmaligen Beitrag zur Philatelie geleistet. Nicht zur klassischen Philatelie, sondern zu dem, was so häufig vernachlässigt wird: zur semi-klassischen und modernen Philatelie des 20./21. Jahrhunderts. …

Dabei ist ihm das gelungen, was anderen Fachautoren nur selten möglich ist. In jedem seiner Beiträge zu Ausgaben der Weimarer Republik, zum Dritten Reich und zu modernen Marken der Nachkriegszeit und der Bundesrepublik Deutschland fördert er ‚Fundstücke‘, Fotos und Abbildungen, zu Tage, die man noch nie gesehen hat, ebenso Erkenntnisse, von denen man noch nie gelesen hat, es sei denn, man macht sich wie er die Mühe, zahllose Jahrgänge von Amtsblättern und früheren Zeitschriften durchzuarbeiten. Möglich machte es ihm eine in dieser Art auch erst- und einmalige Kooperation, nämlich mit dem Archiv der Philatelie in Bonn, das von Kurator Dr. Andreas Hahn geleitet wird. Dort verstand und versteht der Preisträger immer noch, ‚Schätze‘ zu heben, die uns Einblicke geben, die bislang völlig unbekannt waren.

Seine in jeder Ausgabe der ‚Deutschen Briefmarken-Revue‘ erscheinenden Fachbeiträge sind perfekt geschrieben, stilsicher, verständlich, detailreich und bestens fundiert. In Augen des Deninger-Preis-Kuratoriums sind seine Artikelreihen das Beste, was es zu lesen gibt. Zugegeben: Es sind keine dicken Wälzer, aber das muss es – ich habe es zu Beginn ausgeführt – auch nicht sein. Denn würde man alle seine seit Jahrzehnten erschienenen Studien in Buchform abdrucken, dann hätte man wohl eine 10–20bändige Sammlung von Werken mit jeweils über 500 und mehr Seiten! … So verleiht die Stiftung zur Förderung der Philatelie und Postgeschichte den diesjährigen Hermann-Deninger-Literaturpreis an Jan Billion, Ratingen.“

Foto (v.l.): Preisträger und Mitglieder des Verleihungsausschusses: Wolfgang Maassen, Jan Billion, Jürgen Witkowski, Alfred Schmidt und Dr. Eckart Bergmann. Vorlage: Udo Angerstein