Hamburgs „unerkannte“ Rarität – die MiNr. 12 I

Hamburg_12aI_aktualisiert (wm/im) Dass ein Hamburger Auktionshaus, Auction Galleries Hamburg, vormals Schwanke GmbH, bei seiner dritten Auktion vom 3.–4. März 2017 rund 100 Lose zum altdeutschen Sammelgebiet Hamburg anbietet, ist eigentlich nichts Besonderes. Wohl aber, wenn sich dabei ein Los befindet, das eine bis heute weithin unerkannte Rarität, nämlich die MiNr. 12 I, beinhaltet. Denn unter den Hamburger Postwertzeichen, die in den Jahren von 1859 bis 1867 verausgabt wurden, nimmt die Wertstufe zu „1 ¼ Schilling“ eine besondere Stellung ein. Den Postverkehr von Hamburg nach Schleswig-Holstein besorgte seit jeher das „Königlich Dänische Oberpostamt“, denn Schleswig-Holstein war ja dänisches Hoheitsgebiet. Mit der Niederlage Dänemarks im Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 änderte sich dies über Nacht: das dänische Postamt wurde aufgehoben und fortan war die Hamburger (Stadt-) Post für die Abfertigung der Post nach Schleswig-Holstein und Dänemark zuständig.
Dringend wurden nun Freimarken zu 1 ¼ und 2 ½ Schillingen (für die weiter entfernt liegenden Orte in Dänemark) benötigt und es wurden „auf die Schnelle“ im relativ primitiven Steindruckverfahren bei der Druckerei Adler solche Wertstufen produziert.

Es sind dies die unter den Nummern 8 und 9 im MICHEL-Katalog notierten Marken, die bereits ab Ende Februar 1864 zum Verkauf bereit standen. Im Laufe des gleichen Jahres 1864 ging man in Hamburg dazu über, Marken mit Zähnung zu verwenden. Damit war es leichter möglich, auch Einzelmarken „an das Publikum“ abzugeben (die ungezähnten Marken wurden nur in „Reihen“ verkauft, was einen recht schleppenden Absatz der weniger gebräuchlichen Wertstufen zur Folge hatte) und die Zähnung erleichterte natürlich auch das Abfertigen größerer Postmengen. Die Wertstufe zu 1 ¼ Schilling wurde viel benutzt – neben Ortsbriefen sind Korrespondenzen ins benachbarte Schleswig-Holstein heute die am häufigsten anzutreffenden Frankaturen – und so musste für die gezähnte Ausgabe ein neuer Druckstein angefertigt werden, um dem Bedarf gerecht zu werden.

Nur ein kleiner Restbestand der ungezähnten 1 ¼ Schilling-Marken (MiNr. 8) wurde nachträglich gezähnt, dies ist die unter „MiNr. 12 I (I. Druckstein)“ im MICHEL katalogisierte Marke. Die Auflage betrug gerade einmal 96 000 Stück, während ihre Schwester, die vom II. Druckstein produzierte MiNr. 12 II, auf eine Gesamtzahl von knapp 1,1 Millionen Exemplaren kam. Beide Marken lassen sich eigentlich recht leicht unterscheiden, dennoch findet sich in sehr vielen Sammlungen nur die billige Nr. 12 II – quasi als Lückenfüller für die viel seltenere MiNr. 12 I. Im neuen Auktionsangebot der Auction Galleries Hamburg kann das Haus nun ein ganz besonderes Exemplar anbieten – eine MiNr. 12 I mit anhängender Reihenzahl „2“. Schon das Kohl-Handbuch wies darauf hin, dass „gezähnte Marken, selbst ungebraucht, nur ganz ausnahmsweise einmal mit anhängenden Reihenzählern erhalten sind“ und in allen dem Hause bekannten großen Hamburg-Sammlungen (Boker, Kuphal, Sellschopp u.a.) wurde kein vergleichbares Stück gefunden. Alle anderen Seltenheiten des Gebietes sind in dem knapp 100 Positionen umfassenden Hamburg-Angebot ebenfalls vorhanden. Eine besondere Abteilung widmet sich den Vorort- oder Landpoststempeln. Vom Ovalstempel LAND=POST sind nur vier weitere Briefe bekannt, ebenso selten ist der Langstempel EPPENDORF aus vorphilatelistischer Zeit, aber auch die „späteren“ wie „Barmbeck“, „Eimsbüttel“ oder „Grindel“, um nur ein paar Stücke herauszugreifen, sind in vorbildlicher Qualität zu haben.

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