BDPh-Vorstand Eric Scherer zurückgetreten – eine Dokumentation

(BDPh/wm-pcp) Am 31. März 2025 veröffentlichte der BDPh die Meldung über den Rücktritt Erich Scherers. Sie lautete:

Dr. Scherer erklärt Rücktritt

(BDPh) Dr. Eric Scherer, Beisitzer im Bundesvorstand des Bundes Deutscher Philatelisten e.V. (BDPh) hat am Wochenende aus persönlichen Gründen seinen Rücktritt mit sofortiger Wirkung erklärt. Er war im Vorstand für das Ressort Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich und hat in den vergangenen Jahren unter anderem die Zoom-Seminare ins Leben gerufen und die gemeinsame Aktion „Stempel des Monats“ mit der Deutschen Post AG organisiert. BDPh-Präsident Alfred Schmidt und Vizepräsident Frank Blechschmidt dankten Dr. Eric Scherer für seine Arbeit. Er habe nicht nur vor und während der Internationalen Briefmarkenausstellung IBRA 2023 in Essen wichtige Impulse gesetzt und  neue Ideen verwirklicht.

Innerhalb weniger Monate ist dies nun der zweite Rücktritt eines BDPh-Vorstandsmitgliedes. Über Gründe und Hintergründe ließ der BDPh nichts verlauten, wohl aber Eric Scherer. In seinem Brief vom 27. März 2025 – er liegt der pcp-Redaktion mit Genehmigung zur Wiedergabe vor – heißt es:

„Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrter Herr Präsident, liebe Sammlerfreunde!

Hiermit trete ich per sofort von meinem Amt als Beisitzer im Bundesvorstand des BDPh zurück. Ich möchte Ihnen im Folgenden darlegen, warum ich mich zu diesem Schritt entschlossen habe.: Ende 2024 hatte der BDPh deutlich unter 20’000 Mitglieder. Jährlich verliert er gut 10% seiner Mitglieder. Unter Berücksichtigung dieser groben Zahlen ergibt sich in 10 Jahren zum Ende des Jahres 2034 noch eine Zahl etwas unter 7’000 Mitglieder. Die Abgänge ergeben sich u.a. durch die Altersschere. Der altersbedingte Mitgliederschwund wird durch das parallel einsetzende Vereinssterben noch verstärkt. Die Werbung von Neumitgliedern auf dem aktuellen Stand ist in diesen Zahlen bereits mit eingerechnet. Die Vorstellung, dass eine irgendwie geartete Art von Neumitgliedergewinnung den Mitgliederschwund auch nur annähernd kompensieren kann, ist leider nicht realistisch.

Versucht man, diese erwartbare Mitgliederzahl von 7’000 zu reflektieren, wird klar, dass wir hier einem deutlich reduzierten Mengengerüst bzgl. Ortsvereine und Arbeitsgemeinschaften sprechen. Wenn man Papiertiger ignoriert, rechne ich selbst mit ca. 15 bis 30 starken und regional tätigen Ortsvereinen und ca. 30 bis 50 Arbeitsgemeinschaften, die noch halbwegs die heute übliche Tätigkeits- und Angebotspalette anbieten können. Die zentrale Frage, die sich dabei stellt, ist, ob diese verbliebenen Organisationen stark, aktiv und attraktiv sind. Wenn dies gelingen sollte, wäre das «Szenario 7’000» per se nicht komplett unattraktiv. Rechnet man die aus diesen Zahlen resultierende  Finanzsituation durch und geht von einem massvollen Umgang mit den heute vorhandenen Vermögen aus, wird ein BDPh auch mit 7’000 Mitgliedern eine funktionsfähige und finanzierbare Organisation darstellen können. Egal wie sich die Zahlen entwickeln, muss man aber konstatieren, dass der BDPh mit seinen Ortsvereinen schon heute keine «philatelistische Grundversorgung» in Deutschland mehr anbieten kann. Darunter ist die deutlich ausgedünnte Präsenz von Ortsvereinen gemeint, die schon heute in vielen Regionen Deutschlands nicht in der Lage sind, im Umkreis einer Reisestrecke von ca. 50 Kilometern vom Wohnort eines Mitglieds einen funktionsfähigen Ortsverein anzubieten. Ein Hinweis auf die Möglichkeit, sich in Arbeitsgemeinschaften zu engagieren, die schon lange und quasi von je her überregional organisiert sind, reicht hier leider nicht aus, da die Arbeitsgemeinschaften letztlich auch nur ein selektives fachlich-philatelistisches Angebot bearbeiten und anbieten. Damit ist die Frage, wie man überregionale und damit auch virtuelle Angebote entwickeln kann, schon jetzt von grosser
Bedeutung. Wie schwierig sich der BDPh mit diesem Thema tut, wird deutlich, wenn man den «Eiertanz» um die Direktmitgliedschaften näher betrachtet. Bei gleichzeitig höherem Mitgliederbeitrag werden Direktmitglieder noch immer als Mitglieder 2. Klasse behandelt.

Damit sind wir bei einem der zentralen Probleme des BDPh: Die heutigen Strukturen des BDPh mit seinen Landesverbänden und einer Mitgliedsstruktur, die die Mitgliedschaft im BDPh quasi «bottom up» vom Ortsverein (und manchmal einer Arbeitsgemeinschaft) über
die Landesverbände bis hin zum Bundesverband propagiert, ist nicht nur strukturell aus der Zeit gefallen. Es ist auch strukturell eine Gefahr, da diese Struktur einen unkontrollierten Verlust von Mitgliedern eher beschleunigt als begrenzt. Egal wie, behindern diese Strukturen
jegliche Formen von Handeln und aktiver Steuerung.

Der BDPh ist ein Sanierungsfall. Und das heisst ganz klar: Ohne Einschnitte, und damit sind auch schmerzhafte Einschnitte gemeint, wird der BDPh nicht überleben oder im besten Fall seine Zukunft zu einem Produkt des Zufalls werden lassen. Es stellt sich damit die Frage, ob
wir es wirklich dem Zufall überlassen wollen, wie sich der BDPh in Zukunft entwickelt. Für mich persönlich ist an dieser Stelle klar, dass die aktuelle Zukunftskommission aus verschiedenen Gründen nicht in der Lage sein wird, hier die notwendigen Wege aufzuzeigen. Der Grund für diese sicher sehr harte Meinung liegt allein aber nicht ausschliesslich in der Tatsache begründet, dass sich die Zukunftskommission auf die Ortsvereine konzentriert und die Strukturfrage bewusst ausklammert. So weit, so frustrierend. Ich selbst habe seit meiner Wahl versucht, neue Angebote zu entwickeln und innovative Ideen voranzutreiben. Ich möchte hier nicht weiter darüber berichten, ich bin jedoch überzeugt, dass ich mich bezüglich meines Leistungsbeitrags zu Gunsten des BDPh nicht zu verstecken brauche.

Seit meiner Wahl als Beisitzer in den Bundesvorstand des BDPh kam es immer wieder zu Vorfällen gegenüber meiner Person, die ich leider nur als Mobbing bezeichnen kann. Einen ersten öffentlichen Höhepunkt bildete das Editorial des Präsidenten des Verwaltungsrats und Vorsitzendem des Landesverbands Südwest in der Ausgabe des Südwest Aktuell vom Juni 2023 (siehe https://www.briefmarken-suedwest.de/Suedwest-Aktuell/SWA-290-SuedwestAktuell-2023-06_www_Briefmarken-Suedwest_de.pdf, S. 3 links unten, 3. Abschnitt). Dieses Editorial hat mich damals tief getroffen, ich habe es damals aber nicht einordnen können. Ich habe mich damals vertrauensvoll an meine Kollegen im Bundesvorstand des BDPh sowie unseren Präsidenten gewandt. Leider ohne jegliche Reaktion, nicht offiziell, nicht inoffiziell, nicht persönlich. In der Folge wurde dieses Thema u.a. auf die Traktandenliste der Verwaltungsratssitzung im Rahmen des Philatelistentags in Bautzen gesetzt. Auch hier war der Präsident des BDPh entweder nicht Willens oder nicht in der Lage, sich für mich einzusetzen. Ich selbst habe mir damals erlaubt, den Anwesenden deutlich die Meinung zu sagen.

Mittlerweile hat sich die unfreundliche Situation weiterentwickelt. In seiner Sitzung vom 25. Januar 2025 hat der Verwaltungsrat des BDPh beschlossen, mir nahezulegen, an der anstehenden Hauptversammlung des BDPh im Oktober 2025 nicht mehr zu kandidieren. Als Grund wird nur angeführt, dass der Verwaltungsrat als Wahlorgan mich nicht wiederwählen wird. Seitens des Verwaltungsrats wurde der BDPh-Präsident beauftragt, mit mir zu sprechen. Der Präsident selbst hat diese Aufgabe einem hier nicht näher zu benennenden Mitglied des BDPh-Vorstands übertragen. Der Verwaltungsrat des BDPh entzieht mir damit ohne jede Aussprache das Vertrauen. Für mich selbst kommt dieser Vorgang nicht ganz überraschend, das Fehlen jeglicher Kommunikation und der Mangel an Zivilcourage innerhalb der gesamten Führungsgremien des BDPh für mich jedoch erschreckend. Es stellt sich die Frage, ob hier persönliche Interessen, Animositäten und persönliches Unvermögen über die Interessen des BDPh als Gesamtverband gestellt werden. Ganz egal, welche Meinung man zu meiner Person, meinen Aktivitäten und meinem Verhalten hat, es ist bedenklich, wie nonchalant mit aktiven und leistungstragenden und nota bene ehrenamtlichen Mitgliedern im BDPh-Bundesvorstand hier umgegangen wird.

Ich selbst muss zugeben, dass die Situation auch dazu geführt hat, dass mir ein grosses Mass meiner Selbstmotivation verloren gegangen ist.
Ich nehme die Situation zum Anlass und trete hiermit per sofort von meinem Amt als Beisitzer im Bundesvorstand des BDPh zurück. Mit diesem Rücktritt stelle ich auch alle Aktivitäten und Arbeiten ein, die mit diesem Amt verbunden sind und die ich für den BDPh ausgeführt habe.

Ich danke an dieser Stelle allen Sammlerfreunden, Philatelisten, Funktionären, Mitgliedern, Freunden der Philatelie, Vertretern von Post, Verbänden, Vereinen im In- und Ausland und allen, mit denen ich in den vergangenen dreieinhalb Jahren zusammenarbeiten und mich austauschen durfte für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit.“

 

Fotonachweis: Dr. Eric Scherer, philatelie 526