Vorbericht 340. Schwanke-Auktion vom 19.–20.April 2013

(Hamburg/hs) Russland und Sowjetunion – fast 350 Positionen umfasst die Auflösung einer umfangreichen Sammlung dieses beliebten Sammelgebietes, das im April zur Versteigerung gelangt. Die klassische Markenperiode beginnt mit vier Exemplaren der Michel Nr. 1 (€ 150 bis 300) und ist dann mit praktisch allen Hauptnummern gut vertreten. Dabei fallen besonders einige taufrische ungebrauchte Stücke ins Auge, so z.B. eine MiNr. 7 mit Originalgummi (€ 300) oder die stets fehlenden Nummern 38 und 39 y, beide ungemein farbfrisch und fast postfrisch (€ 300 bzw. € 350). Attraktive Stempelstudien, ausgesucht gut zentrierte Exemplare und Studien über Papiersorten finden sich zusätzlich zu den „normalen“ Katalognummern.
In den späteren Jahren ab ca. 1910 bescherte die Staatsdruckerei den Sammlern dann zahlreiche Varianten wie kopfstehende Mittelstücke, Doppeldrucke, es gibt zusätzlich Probedrucke, SPECIMEN-Aufdrucke oder – Lochungen, Schutzaufdrucke (die auch mal fehlen oder falsch herum aufgedruckt wurden), Zwischenstege und Kehrdrucke, viele verschiedene Zähnungen incl. ungezähnter Marken und eine Reihe verschiedener Papiersorten. Das Angebot, auch für die Ausgaben der späteren Sowjetunion, lässt diesbezüglich kaum Wünsche offen, die Losgruppierung erfolgt meist ausgabenweise, da eine Detaillierung sämtlicher Varianten vermutlich den Rahmen eines Auktionskataloges gesprengt hätte.
Ebenso umfangreich und gut spezialisiert werden die russischen Gebiete angeboten. Neben den Armeeposten aus der Zeit des Bürgerkrieges sind die Auslandsposten erwähnenswert, insbesondere die russische Post in der Levante.
Verlassen wir das russische Weltreich und wenden uns anderen interessanten Angeboten zu. Erwähnenswert ist unbedingt ein glanzvolles Ensemble attraktiver Klassiklose der Schweiz. Stellvertretend unter den 250 Positionen seien genannt: Eine MiNr. 2 b, die „Waadt“, auf einem Luxusbriefstück (€ 700), dann ein waagerechtes Paar der Mi.Nr. 5 I aus der rechten unteren Bogenecke, beide Werte zentral mit schwarzer Rosette entwertet, ein Blickfang für jede Sammlung; moderater Startpreis € 1000 – und ein Erstdruck der MiNr. 6 I, zentral mit einem PD-Stempel entwertet und eine fast unschlagbare „Puppe“; auch hier der Startpreis € 1000.
Etliche Highlights verdienen ebenso Beachtung, dabei ein Mulready-Umschlag von England mit Zusatzfrankatur einer vollrandigen „Penny Black“. Von allergrößter Seltenheit sind rote Nummernstempel auf den ersten englischen Marken; nur elf Postämter verwendeten für kurze Zeit die rote Stempelfarbe. Erwähnenswert ebenso ein perfekt zentriertes Stück der seltensten Nachkriegsmarke von Italien, der Paketmarke MiNr. 81 in postfrischer Erhaltung.
Auch bei den überseeischen Gebieten finden sich „Antiquitäten aus Papier“. Neben einer Reihe von klassischen Japanmarken sind u.a. die „primitives“ von Mauritius mit über 20 Positionen am Start. Modernere Preziosen sind zu nennen u.a. von Kolumbien. Auch das Britische Weltreich ist gut vertreten, dabei u.a. von Malaya/Sarawak die beiden im Jahre 1897 vorbereiteten Werte zu 5 und 10 Dollar „Sir Charles Brooke“, in postfrischer Erhaltung, die 5 Dollar-Marke sogar als Bogenecke oder – einer der höchsten Nominale des ganzen Britischen Weltreichs – die 50-Rupien-Marke Edward VII der Ostafrikanischen Gemeinschaft aus dem Jahre 1904 in ungebrauchter Erhaltung.
Und bei unseren modernen Raritäten denken wir an „Maos Thesen“ der VR China in postfrischer Luxusqualität; ein ungeknickter Streifen soll wenigstens € 2500 einspielen.
Gut 500 Lose Philatelistische Literatur sind sicherlich in einem „normalen“ Auktionsangebot nicht alltäglich. Interessenten werden viele seltene Titel finden, vom „Catalogue of the Philatelic Library of the Earl of Crawford“ in einer Luxusausgabe aus dem Jahre 1911 über zwei gering verschiedene Ausgaben des „Sperati“-Werkes (€ 650/500) , Bühlers „Sachsen 3 Pfg. rot“ (€ 270), frühe französische Werke bis hin zu seltenen Auktionskatalogen und Zeitschriften. Dabei Burrus- und Hind-Kataloge.
DEUTSCHLAND – Wieder einmal steht ein Helgoland-Beleg im Blickpunkt – die MiNr. 1, 2 und 3 als früheste bekannte Dreifarbenkombination der ersten Markenausgabe auf einem Brief ins Braunschweigische startet mit € 10.000. Eine Neuentdeckung, die die Kenner dieses Gebietes sicherlich begeistert! Wertvolle Marken und Belege sind auch bei anderen altdeutschen Gebieten zu finden, beginnend bei zwei tadellosen Exemplaren der Bayern Nr. 1 (dabei MiNr. 1 II a, € 800) über schöne Briefe von Bremen, Hannover, über ein Klasse-Briefstück Lübeck (literaturbekannt, mit MiNr. 6 und einem Paar der MiNr. 7, € 2500) bis hin zu seltenen ungebrauchten Kreuzermarken Württembergs (darunter eine MiNr. 4a I, € 500).
Bei den frühen Werten des Deutschen Reiches ist auf eine MiNr. 36 aC („schmales Format“) in postfrischer Erhaltung (!) mit einem Schätzpreis von € 2500 hinweisen. Diese Marke ist in dieser erlesenen Qualität gar nicht im Michel notiert und angeblich das einzig existierende Exemplar in dieser Erhaltung. Natürlich sind auch die deutschen Gebiete vorhanden, ebenso die Nachkriegsausgaben, zumal ein substanzielles Angebot diverser guter Lokalausgaben (50 Positionen).
Der zweite Auktionstag steht im Zeichen der Sammlungen und Posten. Insgesamt sind es über 1500 Positionen, die auf neue Besitzer warten. Den Beginn macht eine sehr schöne Sammlung Europa aus den Jahren 1840–1930 in zwei Bänden (€ 2000), gefolgt von 80 weiteren komplett angebotenen Nachlassposten. Wertvolle Ländersammlungen von Belgien bis Vatikan und im Übersee-Bereich von Afghanistan bis Vietnam bieten viele Chancen, mit einem neuen Gebiet anzufangen oder bestehende Sammlungen auszubauen, daneben locken reizvolle Motivsammlungen und eine prämiierte Ausstellung „Zensurpost 2.Weltkrieg“ (€ 5000), Ansichtskarten und zum Schluss etwa 30 Nachlassposten Münzen.
Insgesamt gelangen 4.545 Auktionslose mit einem Schätzwert von rd. 1,2 Mio. Euro unter den Hammer. Der Katalog ist online an dieser Stelle ab dem 16. März einzusehen, die gedruckte Ausführung gelangt ab dem 20.März zum Versand.