Harmers Baby-Sale-Kataloge erzielten einen Rekordpreis!

K1600_Koehler_Lit_Kat_Baby_Sales (wm) Charles Freeland hatte es besser gewusst und genau dies hatte er den Berichterstatter auch wissen lassen. Denn der namhafte Literatursammler kannte die Seltenheit eines Literaturloses der Heinrich Köhler-Spezialauktion für Literatur, die am 21. März 2017 in Wiesbaden durchgeführt wurde. Dort waren 200 Kataloge der Fa. Harmers, London, aus den Jahren 1942–1946 für 200 Euro im Angebot, – also für nur ein Euro je Katalog im Kleinstformat DIN A6. Freeland sollte Recht behalten: Der Zuschlag wurde erst bei unglaublichen 7 500 Euro erzielt, so dass dem Käufer jeder Katalog im Schnitt – Aufpreis einberechnet – wohl mehr als 45 Euro wert war. Ähnlich verrückte Preise erzielten frühe Briefmarken-Kataloge aus den 1860er-Jahren (Moens, Potiquet, Dürr’sches Handbuch), die ebenfalls vierstellige Zuschläge erreichten. Zwei Luxusausführungen von Mirabauds/Reuterskiöld-Luxuswerk über die ersten Schweizer Briefmarken gingen mit 1000 bzw. 800 Euro Zuschlag auch gut weg. Unerwartete 4 800 Euro brachte ein Fälschungsalbum von Fournier (Ausruf 1 500 Euro). Vergleichbare Knüller waren Großlots mit Auktionskatalogen, die es in dieser Fülle und Umfang bei deutschen Auktionen wohl noch nie zuvor gegeben hatte: 60 von 78 möglichen Katalogen der legendären Burrus-Sammlung wurden von 800 auf 1 800 Euro hochgetrieben, drei Sets der Ferrari-Auktionen aus den 1920er-Jahren erzielten „standesgemäß“ je zwischen 800 bis 900 Euro und ein Los mit 80 italienischen Auktionskatalogen schoss bei einem Startpreis von geringen 60 Euro auf unglaubliche 1 400 Euro hoch. Komplette „Runs“ der Robson Lowe-Kataloge brachten bis zu 1 800 Euro, wohingegen Caspary- und Hind-Katalog-Zusammenstellungen, die schon einmal häufiger anzutreffen sind, deutlich weniger gefragt waren.

K1600_Koehler_Lit_Kat_TitelInsgesamt gingen die Lose mit enormer Vielfalt häufig auch älterer Auktionskataloge prächtig, zumal die, die hierzulande nur selten erhältlich sind. Selbst Zeitschriften, die aufgrund ihres benötigten Platzumfanges zuweilen geringere Nachfrage finden, konnte das Wiesbadener Auktionshaus bestens verkaufen. So zum Beispiel einen nahezu kompletten Bestand des „Collector’s Club Philatelist“ ab 1922, der von 400 auf 1 200 Euro gesteigert wurde. Ein vergleichbares Los des noch umfangreicheren „London Philatelist“ ab 1892 brachte es allerdings nur auf 1 000 Euro, was sicherlich auch der digitalen Fassung geschuldet ist, die man heute billig erwerben kann.

Alles in allem war dies eine herausragende philatelistische Literaturauktion, die mit einem Erstverkauf von circa 80% mit überwiegend deutlichen Steigerungen der Ausrufpreise in die Geschichte eingehen wird. Im Nachverkauf dürfte sich diese Quote sicherlich noch deutlich erhöhen.